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Ortsteile

Hüttenberg
(bestehend aus den ehemaligen Dörfern Hochelheim und Hörnsheim)

Der Name Hüttenberg steht heute nicht nur für die 1977 neu gegründete Gemeinde, sondern außerdem immer noch für den Zusammenschluss der Dörfer Hochelheim und Hörnsheim von 1968, die innerhalb der Gemeinde einen Ortsteil bilden. Dass "Hüttenberg" auch der historische Begriff für die Landschaft am Kleebach und seiner Zuflüsse ist, stiftet bei manchen Fremden immer wieder große Verwirrung.

Hörnsheim

Hörnsheim ist der Ort in Hüttenberg, der über Jahrhunderte wegen seiner außerordentlich guten Löß-Lehm-Böden am stärksten landwirtschaftlich geprägt war. Schon die Bauern in der Jungsteinzeit wussten dieses fruchtbare Ackerland zu schätzen und siedelten sich im Bereich der Hörnsheimer Gemarkung an. Dass auch in der Bronzezeit hier Menschen lebten, beweist ein großer ausgegrabener Urnengräberfriedhof östlich des Dorfes.

Große, aufwändig restaurierte Fachwerkgehöfte entlang der Hauptstraße erinnern heute noch an die bäuerlich geprägte Kultur des Ortes. Hier gehörte auch noch vor wenigen Jahrzehnten die Hüttenberger Tracht zum Ortsbild, die besonders in Hörnsheim sehr farbenfreudig getragen wurde. Heute hat die Landwirtschaft allerdings nur noch einen untergeordneten Stellenwert. Hörnsheim ist mit seinen großen Neubaugebieten ein beliebter Wohnort für Einwohner geworden, die in den umliegenden Städten arbeiten.

Nach dem Zusammenschluss von Hochelheim und Hörnsheim im Jahr 1968 entstand zwischen den beiden alten Ortskernen ein modernes Zentrum mit Ärztehäusern, Banken, einem Sportzentrum mit Hallenbad und ein Bürgerhaus. Weit über die Grenzen hinaus bekannt wurde Hüttenberg durch den Handballsport, der hier mit großem Erfolg bis zum mehrmaligen Aufstieg in die Erste Handballbundesliga und intensiver Nachwuchsarbeit betrieben wird. Samstagsabends geht man in Hüttenberg zum Heimspiel in die Halle. Und nicht nur die 1. Mannschaft hat hier viele begeisterte Anhänger.

Hochelheim

Mit viel schlechteren Böden mussten sich früher die Einwohner von Hochelheim als in Hörnsheim abfinden. Ausplünderungen durch durchziehende Heere und ungünstige klimatische Bedingungen trugen dazu bei, dass die Hochelheimer am Beginn des 19. Jahrhunderts unter großer Armut litten. Sie nahmen ihr Schicksal nicht einfach hin, sondern begannen, ihre landwirtschaftlichen Produkte auf den umliegenden Märkten, bis hin nach Frankfurt und Offenbach, später bis ins Ruhrgebiet, zu verkaufen. In den 1930er Jahren wurden in Hochelheim über 200 Wandergewerbescheine ausgestellt. Den größten Umsatz erzielte dabei der selbst hergestellte Käse aus Magerquark, der bald als "Hüttenberger Handkäse" berühmt wurde. Über 20 Käsereien gab es einmal in Hochelheim, von denen heute noch drei in Betrieb sind.

Aus dem einst armen Bauerndorf entwickelte sich so eine wohlhabende Gemeinde mit vielen Gewerbebetrieben am Ortsrand und zahlreichen Geschäften entlang der Hauptstraße.

Seinen ursprünglichen Charakter hat das schon im 9. Jahrhundert erstmals erwähnte Hochelheim dabei nicht verloren. Viele alte Fachwerkgehöfte mit den für Hüttenberg typischen Torhäusern säumen heute noch die lange Hauptstraße. Dabei kommt dem 1560 errichteten "Steinernen Haus" eine besondere Bedeutung zu. Das Zunftschild an der Fassade erzählt davon, dass in Hochelheim einmal der Mittelpunkt des Zunftwesens im Hüttenberg war.

Rechtenbach

Rechtenbach, 1968 zusammengeschlossen aus den Dörfern Groß- und Klein-Rechtenbach, ist der zentrale Ort der Gemeinde Hüttenberg und deshalb auch Sitz der Gemeindeverwaltung.

Entlang der Frankfurter Straße und den davon abzweigenden Nebenstraßen hat sich in den vergangenen Jahren eine vielfältige Gewerbestruktur gebildet. Von der Apotheke über das Eiscafé bis zum Autohaus finden die Bürger der Gemeinde hier alle Angebote für den täglichen und besonderen Bedarf. Eine Ansiedlung von Geschäften am östlichen Ortsrand wird mehr und mehr zum Einkaufszentrum für die Umgebung. Bedeutung über den Ort hinaus hat auch die Grundschule und die Gesamtschule, deren Einzugsgebiet sich weit über Hüttenberg hinaus erstreckt.

Trotz der modernen Struktur lassen sich in Rechtenbach noch die Spuren der langen Geschichte zurückverfolgen. Immerhin feierten die Bürger im Jahre 1988 bereits das 1200-jährige Bestehen des Dorfes. Neben den beiden Kirchen aus dem 17. Jahrhundert nimmt der Hof Rechtenbach zweifellos eine zentrale historische Stellung ein. Er zählt zu den ältesten Gebäuden des Ortsteils und beherbergt heute das Kinderheim "ZOAR" der Kreuznacher Diakonie. Bereits seit 1850 dient dieses Haus, das als "einer der schönsten Landsitze" im alten Kreis Wetzlar galt, der Erziehung von Kindern und Jugendlichen. Mit dem "Gottfrieds Haus" hat Rechtenbach ein weiteres Schmuckstück aufzuweisen. Innerhalb von nur drei Jahren wurde das bis dahin vernachlässigte Gehöft von Mitgliedern des Kultur- und Heimatkreises Rechtenbach renoviert und ausgestattet. Seit 1992 präsentiert sich das "Gottfrieds Haus" seinen Besuchern so, wie es über viele Jahre seinen ursprünglichen Bewohnern diente: als Bauernhaus mit Wirtschaftsküche, Schlaf- und Wohnstube. An einem Augustsonntag wird dort in jedem Jahr zünftig gefeiert: "Zu Haus` bei Gottfrieds" können die Besucher das Dorfleben einen Tag lang wie anno dazumal erleben.

Reiskirchen

Reiskirchen ist mit 285  Metern der am höchsten gelegene Ort von Hüttenberg und wird bereits 975 erstmalig als "Richolveschiricha" erwähnt. Unauslöschlich in die Überlieferung eingeprägt hat sich der Brand von 1706, bei dem fast das gesamte Dorf ein Raub der Flammen wurde. Auf der Suche nach dem Schuldigen entwickelte sich die Legende von der "Kochhansin", einer Frau aus Reiskirchen, die am Rande des Stoppelbergs ihr Ende fand. Ein Brunnen im Wald und der neu gestaltete Dorfplatz, der "Kochhanselplatz", erinnern noch heute an sie. Mag sein, dass verheerende Schicksalsschläge wie dieser die Dorfgemeinschaft zusammen geschweißt haben, jedenfalls nennt man die Reiskirchener Einwohner auch heute noch die "Ähniche" - auf Hochdeutsch "die Einigen". In Reiskirchen werden heute noch viele Besonderheiten gepflegt, wie die jährliche Kirmes mit dem Umzug am Montag oder das Treffen "Bulldogs 30 plus". Der Weihnachtsmarkt auf dem Dorfplatz, an dem sich alle Vereine beteiligen, bildet den Höhepunkt am Jahresende. Auch außerhalb der Feste wird Geselligkeit in Reiskirchen groß geschrieben. Treffpunkt ist das Gasthaus Schreier in der Dorfmitte, in dem es familiär zugeht und die
"Dorfpolitik" ihr Zuhause hat.

Wie in bisher keinem anderen Ortsteil haben sich die Einwohner von Reiskirchen mit der Geschichte ihres Dorfes beschäftigt und bringen interessante Ergebnisse in Fotoschauen und Ausstellungen an die Öffentlichkeit. Kein Wunder, befindet sich das Archiv der Gemeinde Hüttenberg mit seinen umfangreichen Überlieferungen zur Geschichte von Hüttenberg doch in diesem Ortsteil.

Im Zuge des Dorferneuerungsprogramms wurde Reiskirchen in den 90er Jahren durch Ortsumgehungen und Sanierung vieler Fachwerkgehöfte zu einem idyllischen Dörfchen umgestaltet. Den Stoppelberg im Blick führen von hier viele Wander- und Radwege durch die Hüttenberger Gemarkung, in Richtung Wetzlar und durch das Siebenmühlental.

Volpertshausen

"Die Leiden des jungen Werthers" - wer kennt ihn nicht, Goethes Briefroman, mussten ihn doch die meisten bereits zu Schulzeiten mit mehr oder weniger großer Begeisterung lesen. Eines steht jedoch fest: Gäbe es Volpertshausen nicht, hätte Goethes Werk zwangsläufig einen anderen Anfang gehabt.

Denn im ehemaligen Jagdhaus an der Rheinfelser Straße, heute "Goethehaus" genannt, tanzte Johann Wolfgang Goethe im Jahre 1772 während einer langen Ballnacht mit Charlotte Buff und schrieb darauf seine dort beginnende Romanze als Briefroman nieder. Heute beherbergt das Goethehaus neben dem Ballsaal ein Heimatmuseum, das vom Heimatkundlichen Verein Hüttenberg mit viel Liebe zum Detail eingerichtet wurde und regelmäßig für Besuchergruppen und kulturelle Veranstaltungen geöffnet ist.

Volpertshausen wird zwar erst im 13. Jahrhundert schriftlich erwähnt, doch stammt die alte, 1965 aufgegebene Kirche, die heute unter Denkmalschutz steht, bereits aus dem 12. Jahrhundert. Hier kamen in den 1980er Jahren überraschend Fresken und eine mittelalterliche Darstellung des heiligen Christophorus zum Vorschein, weshalb die geplante Versetzung in den Hessenpark abgebrochen wurde. Nach Abschluss der Renovierungsarbeiten wird die "Alte Kirche" als Atelier- und Werkstatt-Kirche Künstlern und Vereinen zum Arbeiten, für Ausstellungen und Aktionen zur Verfügung stehen.

In jedem zweiten Jahr findet Anfang Oktober das Apfelsaftfest in der Dorfmitte statt, wo sich noch viele der für Hüttenberg typischen Fachwerkgehöfte finden. Mit großem Bauernmarkt, Handwerksschau, naturgutem Speisenangebot aus der Region und Musik wird das Produkt der in Volpertshausen betriebenen Apfelsaftkelter gefeiert.

Die Dorfentwicklung hat in den Dörfern Volpertshausen und Weidenhausen einiges in Bewegung gebracht. Entstanden sind Dorfplätze und Treffpunkte für Bürger und Wanderer. Wo kann man sonst mitten im Dorf unter Apfelbäumen in einer Hängematte schaukeln und auf der Streuobstwiese gepflegt picknicken. Entlang des Rundwegs "Off de Stronz" entstehen weitere schöne Orte zum Verweilen, zum In-die-Landschaft-Schauen oder für ein Schwätzchen unter Nachbarn. Der Schlenderweg führt als Kulturpfad über den Alten Friedhof und über den Kirchhof der Alten Kirche Volpertshausen.

Weidenhausen

Ein großes, schmuckes Fachwerkgehöft zwischen alter Kirche und Dorfgemeinschaftshaus gehört zu den sehenswertesten Gebäuden im 1296 erstmalig erwähnten "Wydenhusen". Die Besitzer dieses ehemaligen Freihofes stellten über Jahrhunderte die Schultheißen des Ortes. Direkt daneben befindet sich die alte, 1965 aufgegebene Kirche von Weidenhausen, deren Alter sich zwar nicht mehr eindeutig bestimmen lässt, deren Ursprung aber im Mittelalter zu vermuten ist. Dank einer privaten Initiative von Bürgern wurde das unter Denkmalschutz stehende Gebäude renoviert und ist heute das Schmuckstück von Weidenhausen.

Auch in anderen Bereichen haben die Bürger von Weidenhausen die Gestaltung des Dorflebens wieder selbst in die Hand genommen. Vom Flohmarkt, über Stummfilmkino, Fotoausstellungen bis zum Mundarttheater gibt es Aktionen in der Dorfmitte, die die Menschen miteinander in Kontakt bringen und neue Erfahrungen im Dorf ermöglichen. In der Alten Kirche finden neben verschiedenen kirchlichen Veranstaltungen im Sommer regelmäßig Konzerte im Rahmen des Kultursommers Mittelhessen statt. Ein französisches Fest in der Hofreite "Petite France" in der Borngasse ist der jährliche Höhepunkt und Abschluss des Sommerprogramms der Gemeinde.

Die Hochzeitslinde nördlich von Weidenhausen ist fast schon ein natürliches Wahrzeichen der Gemeinde Hüttenberg. Herrschaftlich und viel fotografiert steht sie an der Landstraße in Richtung Wetzlar.

Vollnkirchen

Wer nach Vollnkirchen unterwegs ist - mit dem Auto oder besser durch Wiesentäler und am Bachlauf entlang zu Fuß oder per Rad - wird immer die malerische Lage des Dörfchens als ersten Eindruck wahrnehmen.

Mit seinen knapp 400 Einwohnern ist Vollnkirchen der kleinste Ortsteil der Gemeinde Hüttenberg. Auch wenn das Dorf erstmals 1276 als "Volkinkirgin" in Erscheinung tritt, deuten Funde aus der Zeit um 1800 vor Chr. und zahlreiche Hügelgräber der Hallstatt-Zeit in den Wäldern der Gemarkung auf eine wesentlich frühere Besiedlung hin. Die vergleichsweise große Gemarkung von Vollnkirchen umschließt im südwestlichen Teil auch das Gebiet des Ende des 14. Jahrhundert verlassenen Dorfes Wertshausen. Ab 2006 begeisterten sich Einwohner von Vollnkirchen für die Spurensuche nach Überresten aus der Geschichte von Wertshausen.

Heute ist Vollnkirchen ein Bilderbuchdörfchen mit einer ganzen Reihe restaurierter Fachwerkgehöfte, die die Kirche, das Ehrenmal und die inzwischen neugestaltete Dorfmitte einrahmen. Ganz wesentlich für seine Entwicklung war die Teilnahme Vollnkirchens am Dorferneuerungsprogramm des Landes Hessen zu Beginn der 2000er Jahre. Ein gelungenes Zusammenspiel von privaten und öffentlichen Projekten hat dem Dorf, das sicherlich von seiner etwas abgeschiedenen Lage profitiert, behutsam ein zeitgemäßes und doch die Fachwerktradition wahrendes Erscheinungsbild gegeben.

Die Bürger Vollnkirchens führen in Eigenregie ein Dorfcafé und sorgen dafür, dass es nicht allzu ruhig im Dorf zugeht: Vom Maiglöckchenfest über die Kirmes und den Sport- und Funtag bis zum Licht-Ansingen im Advent vergeht kein Monat, ohne dass in Vollnkirchen ein Anlass zum Feiern geboten wird: Im und um das neue Bürgerhaus oder gerne auch draußen in der Natur mit Wanderungen auf dem Kult(o)urpfad oder entlang des Naturerlebniswegs Eselspfad. Auswärtige Gäste sind im Dorf immer gern gesehen und willkommen. Ganz zu Recht haben die Vollnkirchner Bürger im Jahr 2011 den Regionalentscheid "Unser Dorf hat Zukunft" gewonnen.

Gut zu wissen:
Was sind eigentlich "Heckendörfer"?

"In den Hecken" lebt man, wenn man in Weidenhausen, Volpertshausen, Vollnkirchen oder Reiskirchen wohnt. Diese Bezeichnung gründet sich auf die Niederwaldwirtschaft, die in diesen Hüttenbergdörfern bis weit nach dem Zweiten Weltkrieg noch intensiv betrieben wurde. Die Rinde junger Eichen, "Lohe" genannt, wurde abgeschält, getrocknet und an Gerbereien, hauptsächlich im Solmsbachtal verkauft. Nach dem Schälen wurde der Distrikt abgeholzt. Die Eichen trieben dann wieder neu aus, wuchsen zu niedrigen Wäldern oder "Hecken" heran und waren nach 20 bis 25 Jahren wieder zum Schälen brauchbar. "Lohwälder" oder auch "Hecken" befanden sich meist im Randbereich der Hochwälder.