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Historisches

Zukunft braucht Herkunft

Der Volksmund und verschiedene Gelehrte haben es so oder ähnlich formuliert: Wer nicht weiß, wo er herkommt, wird es schwer haben, eine Zukunft zu finden. Philosoph Odo Marquard brachte es auf den Punkt: Zukunft braucht Herkunft. Das gilt auch für eine Stadt wie Zossen, deren Anfangsbuchstabe auch für Zukunft steht. Urkundlich erwähnt wurde Zossen als Sossen, Suzozne bzw. Zozne erstmals 1320 und ist wie viele Ortschaften in Brandenburg slawischer Gründung. Der Name leitet sich wahrscheinlich vom slawischen Wort für Kiefer "sosny" ab. Der Ort war im Mittelalter Hauptort einer kleinen Adelsherrschaft, der Herrschaft Zossen, die 1490 vom brandenburgischen Markgrafen Johann Cicero erworben und in ein Amt umgewandelt wurde. Die heutige Stadt Zossen entstand im Jahre 2003 durch die Eingemeindung mehrerer Nachbarorte. Sie besteht aus zehn Orts- und sechs bewohnten Gemeindeteilen, von denen jeder seine eigene Geschichte hat. Diese gilt es, zum Beispiel in Heimat- und Kulturvereinen zu erkunden und in Museen, Ausstellungen, Büchern und Chroniken zu bewahren, wie es vielerorts schon geschehen ist. Heute noch sind Kirchen, Friedhöfe und Gedenksteine anschauliche Zeitzeugnisse vergangener Jahrhunderte und Jahrzehnte. Aber auch Ruinen wie die der alten Burg im Zossener Stadtpark, einst militärisch genutzte Bunkeranlagen und die legendären "Betonzigarren" (Spitzbunker) wie die im Ortsteil Wünsdorf oder etwa ein kleines Backhaus in Werben tragen Geschichte und Geschichten aus vergangenen Zeiten in sich, die immer wieder neugierig machen auf Mehr.
Mit dem Interesse an der Geschichte des eigenen Wohnorts und dessen Umgebung, dem Wissen über regionale, kulturelle und historische Zusammenhänge entwickelt sich nicht selten auch das Gemeinschaftsgefühl zwischen den Menschen für eine gemeinsame Vergangenheit. In jedem Fall lohnt es sich für Einheimische, Zugezogene und Gäste, sich ab und an auf eine Reise in die Vergangenheit zu begeben und dabei auf den einen oder anderen stadtgeschichtlichen Schatz bzw. auf interessante Stätten von historischer Bedeutung zu stoßen. So wird man erfahren, dass in Wünsdorf vor 100 Jahren die erste Moschee auf deutschem Boden stand, in Zossen einst spektakuläre Eisenbahn-Geschwindigkeitsrekorde aufgestellt wurden, in Kallinchen mit dem Verein Allgemeine Körperkultur Birkenheide einer der ältesten noch bestehenden FKK-Vereine Deutschlands ansässig ist und vieles mehr. Die vom gleichnamigen Heimatverein betriebene Museums- und Begegnungsstätte "Alter Krug" in Zossen ist immer einen Besuch wert, denn sie ist ein in ihrer Art einmaliges Baudenkmal märkischer Heimatgeschichte. In dem mit Rohr gedeckten und zu den ältesten Bürgerhäusern in der früheren Kolonie Weinberge zählenden Gebäude wird neben ständig wechselnden thematischen Ausstellungen der damalige Stand der handwerklichen und technischen Entwicklung gezeigt. Stolz ist der Heimatverein, im "Alten Krug" - so hieß die bis 1890 eine in dem Haus betriebene Schankwirtschaft - eine der schönsten sogenannten schwarzen Küchen im Land Brandenburg zu haben. In dieser Rauchküche ohne Fenster wurde einst auf offenem Feuer gekocht. Wände und Decke wurden durch Ruß und Teer aus dem Rauch geschwärzt. 2021 soll das Heimatmuseum umfangreich saniert werden und bleibt in dieser Zeit geschlossen. Fest steht in jedem Fall: Eine Entdeckungstour in die Vergangenheit öffnet die Tore auf dem Weg, das Hier und Heute besser zu verstehen und die Zukunft zu gestalten. Denn wie gesagt: Zukunft braucht Herkunft. Und engagierte Menschen zum Mitgestalten.