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Julius Perzina

Der Pianofabrikant seiner Majestät

Geboren: 13. Juli 1844 in Zittau
Gestorben: 29. April 1897 in Schwerin

Julius Perzina studiert bei dem gerade mal vier Jahre älteren Carl Bechstein in seiner Berliner Pianofabrik und lernt dort Hans von Bülow kennen, den begnadeten Pianisten und Schüler von Franz Liszt. Es zieht ihn weiter in die Pianofabrik des deutschen Klavierbauers Jes Leve Duysen, der ebenfalls wie Bechstein in Berlin arbeitet und seine Instrumente weltweit bekannt macht und dieselben an den europäischen Höfen etablieren kann. Er lernt Georg Schwechten kennen, dessen nach ihm benannten Pianos als vorbildlich für ihre Zeit und als extrem selten gelten. Schließlich besucht er die berühmte Dresdner Klavierfabrik Rönisch, die 1866 den gußeisernen Rahmen entwickelte und damit eine der wichtigsten Voraussetzungen für den modernen Klavierbau schafft. Mit all diesem Wissen und Können, das Perzina in diesen bedeutendsten Pianofabriken Deutschlands gesammelt hat, zieht er endlich nach Schwerin und gründet im selben Jahr, als der Großherzog Friedrich Franz II. von Mecklenburg-Schwerin aus dem Deutsch-Französischen Krieg 1871 siegreich heimkehrt, mit seinem Bruder Albert die Pianofirma Perzina in Schwerin. Es brauchte nicht einmal dreißig Jahre, bis die Instrumente der Schweriner Pianofirma Perzina die gefragtesten Nordeuropas waren.
Julius Perzina ist ein Künstler des Pianobaus geworden und das Land Mecklenburg-Schwerin honoriert dies. Während einer Landes-, Gewerbe- und Industrieausstellung in Schwerin wird die Qualität seiner Instrumente mit dem "Ersten Preis der Silbernen Medaille" honoriert. Der Großherzog selbst, der sich glücklich schätzt eine solche qualitätsvolle Piano-Fabrik in seiner unmittelbaren Nähe zu wissen, ehrt die beiden Brüder mit dem Titel "Großherzoglicher Mecklenburgischer Hofpianofabrikant". Dabei sollte es nicht bleiben. Der Ruf der Perzina-Piano-Werke aus Schwerin begann sich europaweit auszubreiten. Die Brüder hatten sich in der Wismarschen Straße niedergelassen und bauten erst manuell, später unter Zuhilfenahme einer Dampfmaschine ihre Instrumente. Zeitweise beschäftigte die Fabrik 500 Arbeiter aus Schwerin und der näheren Umgebung.
Die Firma belieferte fast sämtliche Anrainerstaaten der Ostsee und avancierte, sich weiter ausdehnend, unter anderen zum "Hof-Pianofabrikanten Ihrer Majestät der Königin der Niederlande" und sogar zum "Hof-Pianofabrikanten seiner Majestät des Königs von Portugal".
Was dem genialen Baumeister dennoch fehlte, war ein kaufmännischer Instinkt. Dem Rückgang des Verkaufs ihrer Instrumente standen Julius und sein Bruder Ende der 80er und Anfang der 90er Jahre des 19. Jahrhunderts hilflos gegenüber. Das Ruder wurde erst dann zurückgerissen, als die älteste Tochter des Begründers und Senioren der Perzina-Piano-Fabrik einen Hamburger Kaufmann heiratete, der mit Scharfblick und wirtschaftlichem Gespür den Weg der Perzinawerke veränderte und zu ungeahnten Höhen führte. Daniel Huß, so hieß der junge und begabte Hamburger Kaufmann, industrialisierte das Unternehmen. So schafften die beiden, der Klavierbauer und sein Kaufmann, das scheinbar Unmögliche und führten die Fabrik zurück zu Glanz und Ansehen.
Leider stirbt Julius Perzina im Jahre 1897, gerade einmal 52 Jahre alt. Ein wochenlang andauernder Streik hatte das Nervenkostüm und die Gesundheit des Begründers und Senioren der Perzinafabrik zerrüttet.
Julius Perzina erlebt nicht mehr, wie die "Perzina-Piano-Fabrik" im Laufe des I. Weltkrieges zur Produktionsstätte von Bestandteilen deutscher Jagdflugzeuge mutierte und die Weltwirtschaftskrise das Unternehmen, wie so viele andere, eingehen lässt.
Dennoch bleiben seine Instrumente, sein Stil und sein Können bis in die Gegenwart erhalten. Perzina-Klaviere gibt es bis in die heutige Zeit, auch wenn sie jetzt, wie so vieles, in China zusammengeschraubt werden.