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Hugo Berwald

Der Bildhauer, der die Hüllen fallen ließ

Geboren: 10. Februar 1863 in Schwerin
Gestorben: 14. Februar 1937 in Schwerin

Hugo Berwald ist ein begnadeter Bildhauer. Sein Förderer ist der Landesherr selbst, der Großherzog Friedrich Franz III., und einer seiner illustren Kunden war niemand geringerer als der Kaiser Wilhelm II., dem er eine Büste gestaltete. Von ihm stammt die Denkmalbüste von Heinrich Schliemann am Pfaffenteich, die Büsten des Großherzogs Friedrich Franz II. und die seines Enkels des jungen Großherzogs und Erbprinzen Friedrich Franz IV.. Er hat die lebensgroße - und man möchte meinen die lebensechte - Statue der Großherzogin Mutter Alexandrine im Schlosspark der Öffentlichkeit übergeben. Berwald hinterlässt Spuren seiner Fertigkeiten in Berlin, Wiesbaden, Westerland auf Sylt, Lübtheen und in Neukloster.
Berwald hat ein Studium an der Akademischen Hochschule für Bildende Künste in Berlin erfolgreich absolviert. Er übergibt dem Großherzog Friedrich Franz II. eine selbstgefertigte Büste mit dessen Antlitz und stellt somit eindrucksvoll sein Talent unter Beweis, was schließlich dazu führt, dass er fortan durch den Landesherrn von Mecklenburg-Schwerin uneingeschränkt gefördert wird. Berwald bewirbt sich um ein Reisestipendium für einen einjährigen Aufenthalt in Rom, für ein Studium Antiker Künstler und der großen Meister der Renaissance. Der junge Berwald erhält die gewünschten Stipendien und reist nach Rom. Hier arbeitet und lebt er bei dem bekannten Bildhauer Professor Joseph Knopf, und wie es der Zufall will, hat dieser eine hübsche und intelligente Tochter, die den jungen Künstler so sehr beeindruckt, dass sie nicht lange darauf heiraten werden. Berwalds Stern geht auf. Neben dem Kaiser und seinem Landesherrn erfahren auch andere bedeutende Persönlichkeiten des Deutschen Reiches von seinen Fertigkeiten und laden ihn ein, sie in Bronze zu verewigen.
So wundert es nicht, dass er unter anderen bei Fürst Otto von Bismarck in Friedrichsruh zu finden ist, um Studien zur Anfertigung einer Büste dieses großen Alt-Kanzlers der Deutschen durchzuführen. Mecklenburg-Schwerin ehrt ihn mit dem Titel eines Professors, nachdem er das Marmorstandbild der Großherzogin Mutter Alexandrine geschaffen hat.
Die Schweriner dürfen 1910 zu Recht respektvoll gespannt sein, als ein von Berwald gestalteter Brunnen auf dem Markt präsentiert wird. Jeder weiß, dass die Spenderin dieses Werkes, die wohlhabende Kommerzienrätin und Kaufmannswitwe Emma Mühlenbruch ist. Ihr verstorbener Gatte war einer der Förderer der Seenotrettungsgesellschaft, was der Motivsuche eine gewisse Spannung verlieh.
Dann fallen die Hüllen. Im wahrsten Sinne des Wortes. Im besten Jugendstil rettet ein nackter junger kräftiger Mann mit einem Arm eine in Seenot geratene Jungfrau und auch sie ist völlig entblößt und präsentiert ihren so lebendig gestalteten und schönen nackten Körper nun einer Welt, in der die Damen noch im langen Kleid baden gehen und die Herren vom Hals bis zu den Knien reichende Badetrachten tragen.
Da dieser Brunnen für den Markt insgesamt doch zu groß ist, wird er Jahre später auf den Bahnhofsvorplatz gestellt, die Betrachter heute noch faszinierend.
Hugo Berwald stirbt 1937 in seiner Vaterstadt und wird auf dem Alten Friedhof unter ein von ihm selbst geschaffenes Kruzifix gebettet. Ein würdiger Sohn einer kunstsinnigen Stadt, die es bis heute ermöglicht, seine Werke zu bewundern und zu bestaunen.