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Teil 4:

Schwerin im Dreißigjährigen Krieg

Aus schwedischen Befreiern wurden schnell Besatzer

Wallenstein regierte als neuer Herzog von Güstrow aus das Land. Im Juli 1631 kehrte der abgesetzte Landesherr mit schwedischen Truppen zurück und nahm die Stadt wieder ein. Die kaiserliche Garnison zog sich auf das Schloss zurück und kapitulierte erst, nachdem die Schweden sie vom Ostorfer Berg aus mit schweren Geschützen unter Feuer nahmen. Aus den schwedischen Befreiern wurden freilich schnell Besatzer. Im September 1635 kam Oberst Wachtmeister mit über 1.000 Soldaten in die Stadt. Die Schweden nahmen sich, was sie wollten. Nicht wenige Bewohner flohen und überließen ihre Häuser den Soldaten.

Um die Residenz in Zukunft besser zu schützen, erhielt Schwerin nun eine eigene Garnison von 130 in herzoglichem Dienst stehenden Soldaten. Das war immerhin ausreichend, um umherstreifende Plünderer abzuschrecken. Der Herzog kämpfte ohnehin nicht mit dem Schwert, sondern mit der Feder. Mit zahllosen Bittbriefen an Offiziere aller Kriegsparteien versuchte er - zeitweise nicht ohne Erfolg - wenigstens seine Residenz zu retten. Während ringsherum das ganze Land "bis auff den Erdboden verheeret" wurde, blieb Schwerin lange verschont.

Im Herbst 1638 aber besetzten die Schweden auch die Residenz. Die herzogliche Garnison zog sich kampflos in das Schloss zurück. Zwei ganze Regimenter mussten die Stadtbewohner drei Monate lang versorgen. Immerhin verhinderte die Anwesenheit des Herzogs im Schloss die schlimmsten Exzesse, wie sie in anderen mecklenburgischen Städten stattfanden. Adolf Friedrich kommentierte dennoch ihren Aufbruch in seinem Tagebuch mit dem Stoßseufzer: "Gott helfe, daß sie fortziehen und nimmer wiederkommen". Denn auch wenn sich die Schweden in Schwerin mit dem Morden und Vergewaltigen zurückgehalten hatten, so waren sie doch umso gründlicher bei der Vertilgung der Lebensmittel gewesen. Der Herzog bemerkte: "Wie feindsehlig nun dieselbe darinnen haußgehalten und ehe nicht von hinnen gewichen, biß sie alles consumiret und den armen Einwohnern nicht ein Stuck Brot mehr übrig gelassen".