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Philippsburg in Geschichte und Gegenwart

Gemessen an der bedeutenden Geschichte der Stadt, die bis 1623 Udenheim hieß, haben sich nur wenige historische Monumente erhalten. Bei der Unterschiedlichkeit und der teilweise abrupten Wechselfälle der Vergangenheit ist dies nicht verwunderlich. Drei völlig verschiedene Epochen zeigen ebensolche Brüche in ihrem Verlauf:
  1. Von der Burg und Dorf Udenheim zur Residenzstadt der Fürstbischöfe von Speyer; höfisches Leben im Schloss, Privilegien für die Bürger.

  2. Ausbau zur Festung Philippsburg als hart umkämpftes Bollwerk am Oberrhein in den europäischen Kriegen des 17. und 18. Jahrhunderts. Das Schicksal einer Garnisonsstadt.

  3. Großherzoglich-badische Amtsstadt seit 1806 nach der totalen Zerstörung durch Napoleon 1799/1801. Industriestandort heute nach den Verwerfungen des 20. Jahrhunderts.

Bei der in dem Geschichtswerk von Hieronymus Nopp chronologisch vorgegebenen und an den Jahreszahlen und Fakten bewiesenen Ereignissen fällt die ungeheure Fülle der Daten auf. Dies kann in diesem Rahmen nur knapp zusammengefasst werden.

Die älteste urkundliche Erwähnung im Jahre 784 geht auf ein Schenkungsbuch des Klosters Lorsch zurück; in einer weiteren Urkunde von 1191 taucht der Name der Burg Udenheim auf und im Jahre 1308 werden Speyerer Patrizier als Besitzer der Siedlung Udenheim erwähnt. Bischof Heinrich von Leiningen erwirbt den Ort im Jahre 1316 und von nun an bleibt Udenheim (später Philippsburg) bis zur Säkularisierung 1803 mit dem Fürstbistum Speyer untrennbar verbunden. Bereits anno 1338 wird Udenheim durch Kaiser Ludwig dem Bayer zur Stadt erhoben und erhält nach dem Vorbild Landaus alle damit verbundenen Privilegien. Das besondere Marktrecht erfolgt im Jahre 1402, nachdem sich die Speyerer Fürstbischöfe die Stadt als ihre künftige Residenz ausgesucht hatten (1371).

Es folgte eine Epoche des Wohlstandes; im Schloss entfaltete sich höfische Pracht und der "fürnehme Garten" wurde mit Wasserspielen ausgestattet. Würdenträger erfuhren ihre Weihe in der Schlosskapelle und die Huldigungszüge über den Rhein zum Dom nahmen von hier aus ihren Anfang. Bauernkrieg und Reformation hinterließen auch hier ihre Spuren und am Vorabend des Dreißigjährigen Krieges entschloss sich Bischof Philipp von Sötern 1615 das mittelalterliche Udenheim in eine moderne Festung umzuwandeln. Es entstanden gewaltige Bastionen, die auch den Abriss der Vorstadt notwendig machten. Sötern fühlte sich durch die umliegenden protestantischen Territorien bedroht. Er tat überdies alles, um seine Residenzstadt aufzuwerten (Priesterseminar, Kloster, Stiftskirche etc.).

Am 1. Mai 1623 war das Bollwerk nach Unterbrechungen fertiggestellt, und es erfolgte die Umtaufe in Philippsburg. Sehr schnell zog dieser Platz von nun an wie ein Magnet die Kriegsfurie auf sich. Es begann mit der Belagerung durch die protestantischen Schweden 1634 und später die Übergabe an die Franzosen, die an dem rechtsrheinischen Brückenkopf ein besonderes Interesse hatten. Nach der Rückeroberung durch kaiserliche Truppen erschien im Jahre 1644 die französische Armee erneut vor den Toren der Stadt und erzwang die Kapitulation. In den nächsten 32 Jahren blieb Philippsburg französisch und wurde erheblich von dem berühmten Festungsbaumeister Vauban ausgebaut. Es entstanden Kronenwerk, Hornwerk und Rheinschanze und neue Kasernen. Im Jahre 1676 belagerte das Reichsheer die Festung und nach schweren Kämpfen durfte der junge Markgraf Ludwig Wilhelm die Siegesbotschaft nach Wien überbringen. Bereits 12 Jahre später musste der Kommandant Starhemberg die Festung erneut verteidigen und die Franzosen stürmten die Wälle. Während des pfälzischen Erbfolgekrieges wurde von hier aus Heidelberg zerstört.

Erst im Frieden von Rijswijk 1697 wurde die Stadt wieder deutsch und zur Reichsfestung erklärt. Unter dem Kommandanten von Thüngen kam bis zum polnischen Erbfolgekrieg 1734 auch unter seinen Nachfolgern Wohlstand in die Stadt und die große Garnison von ca. 4.000 Mann ernährte viele Gewerbetreibende. Die Belagerung von 1734 durch die französische Armee war die schlimmste, die die Bevölkerung erdulden musste. Prinz Eugen, der deutsche Heerführer versuchte den Ring der gegnerischen Seite zu sprengen und den eingeschlossenen Soldaten des Generals Wutgenau zu helfen. Dies gelang nicht. Nach zeitgenössischen Berichten sollen die langen Kampfhandlungen ca. 30.000 Todesopfer gekostet haben, darunter auch der französische Oberbefehlshaber Marschall Berwick. Erst durch die Bestimmungen des Friedens von Wien 1737 mussten die Franzosen die Stadt wieder räumen. Als die französischen Revolutionstruppen im September 1799 die Festung belagerten kam es zu einem 6-tägigen Bombardement, die mit der totalen Zerstörung sämtlicher Gebäude endeten. Der letzte Kommandant Rheingraf von Salm sammelte für den Wiederaufbau. Nach dem Frieden von Hohenlinden und Luneville befahl Napoleon die Festung dem Erdboden gleichzumachen. Mit dem Ende des Hochstiftes und des alten deutschen Reiches war auch der Untergang Philippsburgs besiegelt und die Stadt sollte an einer anderen Stelle neu erstehen.

Doch die Bürger bauten ihre Stadt an alter Stelle unter Einbeziehung des Festungsgeländes wieder auf und der neue Landesherr Großherzog Karl Friedrich erhob den aus Ruinen entstandenen Ort zur großherzoglich-badischen Amtsstadt. Bei der Rheinkorrektur durch Tulla (der Durchstich bei Philippsburg erfolgte 1844) hatte die Stadt durch die entstandene Rheinschanzinsel großen Geländegewinn, rückte aber vom direkten Zugang zum Strom ab. Bei der badischen Revolution 1849 spielte Philippsburg erneut eine besondere Rolle, als die Preußen den Rhein überschritten und es zu Kampfhandlungen mit den badischen Revolutionären kam. In der Schlacht bei Waghäusel siegten schließlich die Preußen und der Aufstand wurde niedergeschlagen. Danach wurde es sehr still im Bruhrain; die wirtschaftliche Entwicklung spielte sich in den Großräumen Mannheim und Karlsruhe ab. Erst nach dem deutsch-französischen Krieg 1870/71 erinnerte man sich wieder voller Patriotismus an die Bedeutung vergangener Jahrhunderte.

Das verlorengegangene Amtsgericht kam 1882 wieder zurück und auch die neu erbaute Eisenbahnbrücke über den Rhein nach Germersheim trug zu einer Belebung bei; die Einwohnerzahl stieg bis zum 1. Weltkrieg 1914/18. Verschiedene Ämter wie Forstamt, Postamt, Notariat etc. kamen hinzu. Eine repräsentative Turn-und Festhalle mit Warmbad und das neue Gaswerk sorgten für Fortschritt. Inflation und Arbeitslosigkeit waren die Folgen des verlorenen Krieges und die Nähe zur neuen französischen Grenze verhinderte wegen des Westwallbaus die Neuansiedlung von Industriebetrieben. Gebaut wurde 1936 die evangelische Kirche und danach die Gewerbeschule. Am 10.11.1938 brannte auch hier die Synagoge und die jüdischen Mitbürger wurden deportiert.

Der folgende 2. Weltkrieg forderte neben den vielen Gefallenen auch zivile Opfer. Zwei Luftangriffe und Artilleriebeschuss töteten 11 Einwohner. Am 1. April 1945 schließlich marschierten die Franzosen ein mit allen Begleiterscheinungen die eine Besetzung mit sich brachte. Der Untergang der Diktatur wurde jedoch begrüßt und ein Zuzug von Heimatvertriebenen bereicherte den Aufbau der Bundesrepublik. Schließlich wurde 1961 Philippsburg wieder Garnisonsstadt. Nach 35 Jahren wurde der Standort aber wieder aufgegeben, als die Wiedervereinigung eine Verringerung des Militärs ermöglichte. Bei der Verwaltungsreform 1972/1975 wurden Huttenheim und Rheinsheim als Stadtteile eingemeindet.

Zu Philippsburg gehören heute knapp 14.000 Einwohner, miteingerechnet auch die beiden Stadtteile Huttenheim und Rheinsheim.

Philippsburg, die Stadt im Bruhrain, die Stadt am Rhein, bietet für ihre Bürgerinnen und Bürger vielseitige Bildungs- und Freizeiteinrichtungen.

Der Campus Philippsburg umfasst alle weiterführenden Schulen, Stadtbibliothek, Hallenbad und Sporthalle. Ein Freibad mit Seezugang sowie ein Campingplatz runden das Angebot ab. Das Festungs- und Waffengeschichtliche Museum sowie das Heimatmuseum entwickeln sich zu einem Magnet für Besucher aus nah und fern.

Am Standort Philippsburg sind leistungsstarke Handwerks-, Dienstleistungs- und Mittelstandsbetriebe vertreten.

Über die B35 Germersheim-Bruchsal ist Philippsburg in Ost-West-Richtung und an die A5 gut angebunden. Über die B36 Karlsruhe-Mannheim/Heidelberg und die B9 Lauterburg/Karlsruhe/Germersheim/Ludwigshafen/Worms/Mainz ist die Nord-Süd-Anbindung und der Anschluss an die A6 und A61 gewährleistet.
An der Bahnlinie Germersheim/Bruchsal mit S-Bahn-Anschluss nach Karlsruhe und Mannheim/Mainz liegen die Bahnstationen Philippsburg, Huttenheim und Rheinsheim.