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Geschichte

Schon um 800 vor Christus haben in der Gegend um Oer-Erkenschwick Siedlungen bestanden - dies belegen Urnenfunde in zahlreichen Grabhügeln aus keltisch-germanischer Zeit. Der Name "OER" bedeutet so viel wie Eisenerz und kommt wohl von der Bezeichnung für Eisenblende, die im Sandboden dieses Raumes lagern. In "Alt-Oer" ist wohl die erste Siedlung in der geschützten Quellmulde des Silvertbaches entstanden. Neusiedlungen folgten und im Zuge der Christianisierung des Landes entstand das Kirchdorf Oer (nach 850 n. Chr.). Anfang des 14. Jahrhunderts wurden im Rodungsland der Haard die Kötter im heutigen Siepen ansässig und erlangten bäuerliche Selbstständigkeit. Die Benennung des Ortes Erkenschwick weist gegenüber Oer auf eine jüngere Besiedlungsgeschichte hin. Sie bedeutet so viel wie "das im Norden gelegene Dorf", im Gegensatz zu Suderwich, dem Süddorf. Die Endsilbe "wik oder wich" zeigt die Lage im Sumpf- und Waldgebiet an. Urkundlich wurde Erkenschwick zuerst im Jahre 1100 unter dem Namen Erkenswyk erwähnt. Die Bevölkerungszahl der beiden Ortsteile Groß- und Klein-Erkenschwick war gering - 1660 waren nur 20 Hausstätten vorhanden.

Das Gebiet der heutigen Stadt Oer-Erkenschwick war weiterhin fast ausschließlich von der Land- und Forstwirtschaft geprägt. Als aber 1899 auf einem Kleefeld, mitten im Bauernland, die Gewerkschaft "Ewald" den ersten Schacht des neuen Bergwerkes "Ewald-Fortsetzung" abteufte, begann ein revolutionärer Wandel, der die Geschichte Oer-Erkenschwicks maßgeblich verändert und bis heute geprägt hat. Im Jahre 1903 begann die Förderung der Zeche "Ewald-Fortsetzung". Bereits im Jahre 1908 waren dort etwa 1.500 Bergleute beschäftigt. Eine rasche Steigerung der Kohleförderung in den folgenden Jahren machte den Zuzug fremder Arbeitskräfte, vorwiegend aus den damals östlichen Provinzen aber auch aus dem Ausland erforderlich.

Die ersten Koloniehäuser entstanden in Essel und Klein-Erkenschwick und es bildeten sich jene Kolonien mit den typischen Wohn- und Lebensformen einer Bergbaustadt. Parallel dazu entwickelte sich in der Zeit des industriellen Aufbaus das vielfältige Vereinsleben, das auch heute noch als ein besonderes Markenzeichen der Stadt beschrieben werden kann. Beispiele für Vereine, deren Ursprung in der Zeit des industriellen Aufbaus liegen, sind der Bergmannsverein "Glückauf", der Arbeiter-Radfahrerbund "Solidarität" (als erster Sportverein der Stadt) und der MGV-Sängerbund. Es entstand insgesamt ein städtisches Gebilde von Handel und Handwerk, das den Bedarf der wachsenden Bevölkerung versorgte. Auch die Infrastruktur wurde entwickelt - Verbindungsstraßen zu den Nachbarstädten wurden gebaut, und die elektrische Straßenbahn von Recklinghausen nach Erkenschwick nahm 1909 ihren Betrieb auf. Es entstanden kommunale Einrichtungen wie Gemeindegasthäuser oder auch ein Postamt an der Ludwigstraße.

Die Anzahl der im Bergbau Beschäftigten erhöhte sich bis zum Jahre 1921 auf über 3.800 Mitarbeiter. Nicht zuletzt wegen dieser Entwicklung entstand im Jahre 1926 die Gemeinde Oer-Erkenschwick - eingeordnet in den Amtsverband Datteln. Es war ein Zusammenschluss der Landgemeinde Oer (Ortsteile Sinsen-Ost, Siepen und Oer) mit dem Ortsteil Erkenschwick, der Gemeinde Recklinghausen-Land und dem Ortsteil Rapen der Landgemeinde Datteln. In den folgenden Jahren erlebte die junge Gemeinde Oer-Erkenschwick ihre erste Blütephase. Die Belegschaft der Zeche stieg weiter auf ca. 4.200 Mitarbeiter; es wurden zahlreiche Bauvorhaben realisiert, wie das Rathaus mitsamt der Marktplätze in Groß- und Klein-Erkenschwick und das Hallenbad.

Vor dem Hintergrund der Weltwirtschaftskrise hatte die Zeche Absatzprobleme und musste fortlaufend Entlassungen vornehmen, bis es am 1. Juli 1931 zur Stilllegung kam. In dieser Zeit waren nahezu 80 % der Bevölkerung von Arbeitslosigkeit betroffen. Oer-Erkenschwick wurde für einige Jahre zur "ärmsten Gemeinde Preußens". Im Sommer 1938 wurde die Kohlenförderung dann wieder aufgenommen. Während des Zweiten Weltkrieges wurde Oer-Erkenschwick Ziel zahlreicher alliierter Bombenangriffe, von denen sowohl die Zeche als auch besonders die angrenzenden Wohngebiete betroffen waren. Nach der Währungsreform im Jahre 1948 begann der rasche Wiederaufbau. Im Jahre 1953 wurden der Gemeinde Oer-Erkenschwick die Stadtrechte verliehen. Das Recht, sich Stadt zu nennen, brachte Oer-Erkenschwick allerdings zunächst keine größere Selbstständigkeit. Die Amtsverwaltung in Datteln blieb weiterhin das administrative Organ für die Kommune. Im Jahre 1964 schied Oer-Erkenschwick aus dem Amtsverband Datteln aus, und die Stadt erhielt die volle Selbstständigkeit. Diese behielt sie auch im Zuge der kommunalen Neugliederung 1975 - Oer-Erkenschwick wurde mit damals 26.000 Einwohnern zur kleinsten Stadt des Ruhrgebietes.