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Stadt Meuselwitz - gestern und heute

Meuselwitz liegt im Landkreis Altenburger Land im nordöstlichsten Zipfel Ostthüringens des Bundeslandes Thüringen an der Grenze zu den Bundesländern Sachsen und Sachsen-Anhalt. Die Fläche beträgt ca. 5.366 ha. Zur Stadt Meuselwitz gehören der historische Stadtteil Zipsendorf, die Ortsteile Brossen, Bünauroda, Falkenhain, Mumsdorf, Neubraunshain, Neupoderschau, Schnauderhainichen, Waltersdorf und Wintersdorf. Am 31.12.2016 hatte die Stadt 10.386 Einwohner. Über die B180 erreicht man die Städte Altenburg in Thüringen und Zeitz in Sachsen-Anhalt. Für nicht motorisierte Bürger sind diese Städte und weitere Ortschaften im Landkreis per Busverbindung vom Busplatz Meuselwitz aus zu erreichen.

Das Gebiet um Meuselwitz wurde bereits vor ca. 6000 Jahren von steinzeitlichen Jägern und Sammlern besiedelt. Das beweisen Funde wie z. B. Äxte, Pfeilspitzen und Gefäßscherben, die der Mittel- und Jungsteinzeit zuzuordnen sind. Auch Gegenstände aus der Bronzezeit wurden Ende des 19. Jahrhunderts bei gezielten Grabungen oder beim Freilegen von Kohlefeldern gefunden. Ein genaues Gründungsdatum unseres Ortes konnte bisher nicht festgestellt werden. Die urkundliche Ersterwähnung stammt aus dem Jahr 1139, als der Bischof Udo von Naumburg festlegte, dass Hartwig de Mizleboze, der das Lehensrecht über das hiesige Gebiet hatte, seinen Frucht- und Viehzehnten nicht mehr an den Bischof, sondern künftig an das Kloster Bosau zu zahlen hat. Die Menschen ernährten sich von Ackerbau und Viehzucht.
Erst etwa 200 Jahre später wurden die Informationen zahlreicher, der Ortsname wandelte sich mehrfach über Muzlebuce, Mizliboze und Mußelbus, bis die heutige Bezeichnung etwa im 15. Jahrhundert erstmalig auftrat.
Bereits 1525 führte der damalige Besitzer des Meuselwitzer Rittergutes, Günther von Bünau, die Reformation hier ein, nachdem er Predigten Luthers höchstpersönlich in Altenburg gehört hatte.
Ab 1577 siedelten sich unter Heinrich Cramer von Claußpruch und seinen Nachkommen neben Kaufleuten auch die Innungen der Tuchmacher, Leineweber, Gerber und Schuhmacher an. Die überwiegend textilen Gewerbe resultierten aus der um Meuselwitz umfassend betriebenen Landwirtschaft, speziell der Schafzucht. Wirtschaftlich sehr fortschrittlich, doch dem Aberglauben noch stark verhaftet, fanden unter Claußpruch in der Zeit von 1648 bis 1672 sechs Hexenprozesse statt, denen 4 Frauen und 2 Männer zum Opfer fielen.
Die Auswirkungen des Dreißigjährigen Krieges, mehrere Großfeuer sowie die Pest bedeuteten große Rückschläge für die Ortsentwicklung.
Seit 1676 ist die Geschichte des Ortes eng mit der Geschichte der Familie von Seckendorff verbunden, als sich der Gelehrte Veit Ludwig von Seckendorff (1623-1692) in Meuselwitz niederließ. Nach seinen Studien der Theologie, Philosophie, Geschichte und Rechtswissenschaft an der Universität Straßburg machte er schnell Karriere im Verwaltungsdienst. Als 20-jähriger trat er in den Dienst von Herzog Ernst von Sachsen-Coburg-Gotha. 1664 holte ihn Herzog Moritz von Sachsen-Zeitz in seine Dienste. Veit Ludwig aber wollte der Wissenschaft dienen. So legte er 1681 alle seine Ämter bis auf das eines Landschafts- und Steuerinspektors in Altenburg nieder und zog nach Meuselwitz, wo er die alte Wasserburg abreißen und das Schloss erbauen ließ. Hier verfasste er neben anderen wissenschaftlichen Werken auch seinen "Teutschen Fürstenstaat", der bis in das 19. Jahrhundert hinein Grundlage der Rechtsvorlesungen an deutschen Universitäten war. Veit Ludwig von Seckendorff starb als Kanzler der neu gegründeten Universität in Halle und wurde in der Meuselwitzer Martinskirche beigesetzt. Seinem Nachfolger, Friedrich Heinrich von Seckendorff, dem weitgereisten Generalfeldmarschall und Diplomaten, der auf allen zur damaligen Zeit geschichtlich bedeutsamen Schauplätzen Europas zu finden war, hat Meuselwitz die Orangerie und den Schlosspark zu verdanken.

1670 fand man bei Meuselwitz "brennbare Erde", die ersten Abbauversuche wurden aber durch Intervention der Gerichtsbarkeit unterbunden. Erst 1840 gelang es Johann Christian Kluge durch den Einsatz moderner Dampffördermaschinen zuerst im Bergbau, später im Tagebau das "schwarze Gold" - die Braunkohle - effektiv abzubauen. Der Bergbau und die Kohleveredlung waren bis 1989 strukturbestimmende Wirtschaftszweige der Stadt und ihrer Umgebung.
Im Jahre 1834 begann mit der Gründung der Herbst'schen Weberei die industriemäßige Stoffproduktion mit weit über 100 Beschäftigten. In den 1970er Jahren waren Babydecken aus Meuselwitz in vielen Ländern der Welt begehrt. Heute produziert die Firma "Hanns Glass GmbH & Co. KG" an gleicher Stelle textile Zubehörteile für bekannte Automarken.
Das Rathaus zu Meuselwitz wurde 1861/62 im neogotischen Stil mit seinem markanten achteckigen Turm errichtet. Der Ort hatte damals eine provisorische Gemeindevertretung, die lange für die Zuerkennung des Stadtrechtes kämpfte, welches aber erst am 6. Juli 1874 durch Herzog Ernst von Sachsen-Altenburg erteilt wurde. Neben den Gerichtsräumen (bis 1905) und der Sparkasse (bis 1925) befand sich im Rathaus auch eine Beamtenwohnung, in der der jeweilige Bürgermeister (bis 1928) wohnte. Zeitweise war auch die Polizeistation im Rathaus untergebracht. 1936 entstanden im neuen Nebengebäude 3 Gefängniszellen (bis ca. 1950 als solche genutzt) und das Ratsarchiv, welches als Stadtarchiv 2009 nach Wintersdorf ausgelagert wurde. Zum gleichen Baustil gehört das dem Rathaus gegenüber gelegene ehemalige Stadthaus. Davon ist nur noch der dem Markt zugewandte Teil erhalten, in dem sich seit Mai 1925 die Sparkasse befindet. Fast 150 Jahre war das Stadthaus eines der beliebtesten Lokale der Stadt- und Landbevölkerung. Nach dem Abriss wurde auf dem frei gewordenen Areal eine Parkfläche geschaffen mit einer Mauer zur Rathausstraße, die mit fotorealistischen Darstellungen eine Zeitreise durch die Stadthaus-Geschichte präsentiert. Ein Blick auf die Giebelwand versetzt den Betrachter in die Zeit der Gaststätten-Atmosphäre.

Die erste Eisenbahnverbindung nach Altenburg und Zeitz wurde 1872 eröffnet, weitere Anbindungen nach Gaschwitz und Ronneburg folgten. Zeitweise war Meuselwitz einer der wichtigsten Verkehrsknotenpunkte Mitteldeutschlands für den Güterverkehr. Nach 130 Jahren endeten Personen- und Güterverkehr wegen zu geringen Verkehrsaufkommens. Eine wichtige Verkehrsanbindung ist heute die Busverbindung, die seit 1964 vom Busplatz Meuselwitz möglich ist.

1876 siedelte sich mit Gründung der Maschinenfabrik "Heymer & Pilz" der Werkzeugmaschinenbau in der Innenstadt an, deren Nachfolger die heute an der Luckaer Landstraße beheimatete Firma "Maschinenfabrik Herkules GmbH" ist.

In den Jahren 1900 bis 1930 entstanden als positive Folge der Ausweitung des Bergbaus und seiner Nachfolgeindustrien zahlreiche neue Häuser und ganze Stadtviertel; Straßen und Bürgersteige wurden gepflastert, das Kanalnetz und eine erste zentrale Wasserversorgung wurden fertig gestellt.

Auch die Gummifabrikation hat in Meuselwitz bereits eine lange Tradition. Im Jahre 1904 begann die Firma HPS Heymer, Pilz und Söhne GmbH Gummifabrik mit der Fabrikation von Kinderwagenreifen. Die Firma produziert noch heute verschiedenste Gummiformartikel.

Anfang des 20. Jahrhunderts konnte die Firma Hentschel & Müller von sich Reden machen, die ihre Porzellanprodukte, insbesondere Hochspannungsisolatoren, nach halb Europa lieferte. Das Gelände kaufte und erweiterte später die HASAG.
Am 30.11.1944 und 20.02.1945 zerstörten schwere angloamerikanische Luftangriffe große Teile von Meuselwitz. Sie galten insbesondere der HASAG, in der seit 1939 kriegswichtiges Material, vor allem die Panzerfaust, von einheimischen Dienstverpflichteten, aber auch von Zwangsarbeitern und Häftlingen aus den Konzentrationslagern Buchenwald und Ravensbrück produziert wurde.
Das Rittergut war ebenfalls zerstört. Die Reste des Schlosses wurden 1947 gesprengt, die Steine für den Wiederaufbau der Wohnhäuser und den Bau von Neubauernhäusern genutzt. Viele Flüchtlinge und Heimatvertriebene fanden hier trotz der großen Wohnungsnot eine neue Heimat. 1971 wurde infolge des Aufschwungs im Werkzeugmaschinenbau eine Graugussgießerei bei Bünauroda in Betrieb genommen, die heute als eigenständiger Betrieb "Meuselwitz GUSS Eisengießerei GmbH" firmiert.

Als aufstrebende Stadt im früheren Herzogtum Sachsen-Altenburg gehörte Meuselwitz in den 1920er Jahren zum Land Thüringen, in der Zeit von 1953 bis 1991 war es dem Bezirk Leipzig angegliedert, danach erfolgte wieder die Zuordnung zu Thüringen.

In den letzten Jahren haben sich in Meuselwitz zahlreiche Veränderungen vollzogen. In der Stadt und den Ortsteilen wurde die Infrastruktur weitgehend erneuert. Industriebrachen und leerstehende Gebäude wurden abgebrochen und durch eine großflächigere Struktur, z. T. mit Grünflächen und Parkmöglichkeiten ersetzt. An fünf Standorten wurden Photovoltaikanlagen zur umweltschonenden Energiegewinnung erbaut. Seit mittlerweile über 25 Jahren hat die Firma bluechip Computer AG in Meuselwitz ihr Domizil, im Jahre 2014 kam mit der Firma Louis Renner ein Betrieb für Klaviermechaniken hinzu.

Rekonstruktionen und Neubauten, die im traditionellen Stil in der Kopplung von Wohn- und Geschäftshäusern ausgeführt wurden, prägen den innerstädtischen Bereich. Verschiedene Einkaufsstätten im zentrumsnahen Bereich wie z. B. im Meeden-Center oder entlang der Zeitzer und Altenburger Straße sind entstanden und auch viele Geschäfte im innerstädtischen Bereich bieten ihre Waren an. Die Tradition des Handwerks hat in Meuselwitz wieder einen hohen Stellenwert.

Der Wohnungsbestand der Städtischen Wohnungsgesellschaft Meuselwitz mbH wurde fast vollständig saniert. Neue Wohngebiete mit zahlreichen Ein- und Mehrfamilienhäusern sind entstanden.

Meuselwitz verfügt über ein breites Angebot an Kindertagesstätten, Schulen und anderen Bildungseinrichtungen, die alle ein spezielles Konzept anbieten. Unweit des Von-Seckendorff-Parks gibt es mit der "Schnaudertalhalle" eine Dreifelderhalle, die sowohl für den Schul- und Vereinssport als auch für kulturelle Veranstaltungen genutzt wird. Zahlreiche Kinderspielplätze und Sportplätze laden zur Bewegung ein. Auf ausgeschilderten Radwegen, die den Ort kreuzen, kann man sich sportlich oder geruhsam durch das gesamte Altenburger Land bewegen. Sowohl im barocken Von-Seckendorff-Park, gepflegt durch die Stadtgärtnerei und entsprechend der Jahreszeiten gestaltet, als auch im naturbelassenen Wirkerpark finden die Einwohner von Meuselwitz und ihre Gäste Ruhe und Entspannung.

Die ehemalige Poliklinik wurde zu einem modernen Seniorenzentrum umgebaut und seit 2017 entsprechend dem steigenden Bedarf an Pflegeplätzen erweitert. Ein früheres Schulgebäude in Zipsendorf wurde altersgerecht zu Seniorenappartements umgebaut, eine Tagespflege ist angegliedert. Am Penkwitzer Weg entstand im Jahr 2016 ein Gebäude für ambulant betreute Wohngemeinschaften. Weitere Möglichkeiten für betreutes Wohnen und Tagespflege stehen zur Verfügung. Für ein breites Angebot zur Erhaltung, Verbesserung oder Wiederherstellung der Gesundheit sorgen im gesamten Ortsgebiet Haus- und Fachärzte, Apotheken und verschiedenste medizinische Einrichtungen.
Das gesamte Werden und Wachsen in und um Meuselwitz widerspiegelt ein erfolgreiches Zusammenspiel zwischen den Behörden, den Investoren und den Bürgern. Eine Stadtentwicklung wird jedoch nie abgeschlossen sein und so gibt es noch viele Möglichkeiten, Meuselwitz zu einer attraktiven, sehens- und lebenswerten Stadt im Norden des Landkreises Altenburger Land weiter gedeihen zu lassen.