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Meerbusch und Fouesnant

Freundschaft zwischen Niederrhein und Atlantik

Genau 1057 Kilometer liegen zwischen den Städten Meerbusch und Fouesnant an der bretonischen Küste nahe dem westlichsten Punkt Frankreichs - eine wirklich beachtliche Strecke. In der Tat drängt sich so manchem Meerbuscher Frankreichfreund auf der Reise in Richtung Partnerstadt ab und an die Befürchtung auf, dass diese Fahrt wohl nie ein Ende nehmen werde. Und wer gar gedacht hat, nach rund 850 Kilometern Autobahn an der "periferique" in Rennes locker in den "Endspurt" zum Ziel übergehen zu können, sieht sich bald getäuscht. Rund 200 Kilometer Landstraße wollen noch bewältigt sein, bis am Horizont endlich das goldene Licht der bretonischen Küste zu schimmern beginnt.

Die Gedanken der Gründer

Derlei Trivialitäten beschäftigten die Gründer der rheinisch-bretonischen Städtepartnerschaft offenbar weniger. Europäische Gedanken der Annäherung zwischen den Nationen bestimmten in den Sechziger Jahren die ersten Kontakte.

Konrad Adenauer und Charles de Gaulle hatten am 22. Januar 1963 im Elyssee-Palast von Paris den Vertrag über die Deutsch-Französische Freundschaft gesetzt. De Gaulle wiederum war es, der wenige Jahre später bei einem Besuch in Düsseldorf die Menschen in Deutschland aufforderte, auf die Franzosen zuzugehen und Partnerschaften über die Landesgrenzen hinweg zu gründen. Unter den aufmerksamen Zuhörern war damals auch der Strümper Grundschulrektor Rudolf Cornelißen (+). Er reagierte entschlossen und griff spontan zu, als aus einem bis dato hierzulande völlig unbekannten Örtchen namens Fouesnant die Anfrage nach einer Partnergemeinde an den Niederrhein drang. Die ersten Kontakte wurden geknüpft, schnell war ein gemeinsamer Nenner gefunden. Man wollte Partnerschaft pflegen: auf breiter Ebene und über Altersgrenzen hinweg.

"Jumelage" per Ratsbeschluss besiegelt

1968 wurde die "Jumelage" durch Ratsmitglieder der Gemeinden Strümp und Fouesnant urkundlich besiegelt. Auf diese Weise ist diese deutsch-französische Verbindung älter als Meerbusch selbst. Die neu gegründete Stadt trat 1971 als Nachfolgerin der Gemeinde Strümp in die Partnerschaft ein.

Partnerschaftskomitees auf beiden Seiten tragen bis heute die gemeinsamen Unternehmungen. Gruppen, Vereine und Institutionen, Menschen aller Altersgruppen und Schichten sorgen dafür, dass der Verkehr auf der Autobahnstrecke zwischen beiden Städten rege fließt.

Schulklassen, Familien, Feuerwehrleute, Landwirte, Chöre, Musiker und natürlich Sportler aller Disziplinen pflegen seitdem regen Austausch. Die "Jumelage", die 1992 folgerichtig auf weitere fünf Gemeinden des Canton de Fouesnant ausgedehnt wurde, hat offenbar Vorbildcharakter: 1987 erschien in einem Stuttgarter Verlag das erste Französisch-Lehrbuch "Etudes Francais" für deutsche Schüler mit einem Dialog zwischen einem Meerbuscher und einem Freund aus Fouesnant.

Am 13. Mai 1988 kamen die Räte beider Städte erstmals zu einer gemeinsamen Sitzung zusammen. 2017 und 2018 wurde mit zwei großen Treffen in Fouesnant und Meerbusch das 50-jährige Bestehen der Partnerschaft gefeiert. Der Meerbuscher Kulturkreis stiftete zum ersten Jubiläum eine Stahlplastik des Osterather Künstlers Will Brüll. Die "Flügel der Freundschaft" stehen inzwischen im Kreisverkehr am Neubaugebiet "Strümper Busch". Eine kleinere Auflage der von Brüll als "Raumschwinge" konzipierten Arbeit dreht sich in Fouesnant im Atlantikwind. Im Mai 2000 gab es nach zwölfjähriger Pause eine Neuauflage der gemeinsamen Ratssitzung. Bei dieser Gelegenheit wurde auch Fouesnants Bürgermeister Roger Le Goff mit der Verdienstmedaille der Stadt Meerbusch ausgezeichnet. Seit seinem Amtsantritt 1989 hatte der Ur-Bretone Le Goff die Partnerschaft nach Kräften gefördert, in Meerbusch ist er längst ein gern gesehener Gast.

Trotz der großen Distanz sind Fouesnant und seine Umgebung immer eine Reise wert. Weites Land, weiter Blick, schier endlos viel Luft zum Durchatmen. Nur wenn im August, zur Ferienzeit, die große Urlaubswelle der Franzosen an die Küsten rollt, wird es selbst in der ansonsten rau-romantischen Bretagne betriebsam. Autos mit deutschem Kennzeichen bleiben aber in der Minderheit.

Wer aus Richtung der alten Festungsstadt Concarneau die Gemeindegrenze bei La Foret de Fouesnant passiert, stellt unweigerlich fest: Fouesnant ist grün. Fast versteckt schlängeln sich die engen Straßen, gesäumt von Hortensienbüschen und hohen Hecken durch die Landschaft.

Gaumenfreuden zwischen Crêpes und Schalentier

Die Hauptgemeinde Fouesnant hat ihren Ortskern freundlich herausgeputzt, bunte Blumenkübel zieren den Platz an der Mairie, dem Rathaus, kleine Geschäfte laden zum Einkaufsbummel ein, und der Pastis im kleinen Bistro im Schatten der alten Kirche schmeckt köstlich. Gleiches gilt übrigens für alles, was in der Bretagne aus dem Atlantik auf den Teller des Gastes kommt: Die Schalentiere der legendären "Fruit de mèr"-Platte wollen unbedingt probiert sein. Wer's preiswerter mag, sollte in einer der vielen Creperien einkehren. Mit Nougatcreme oder Schinken, mit Krabben oder Marmelade - der Vielfalt sind keine Grenzen gesetzt. Zu den dünnen Teigfladen wird bei jedweder Belegung übrigens Cidre getrunken - das bretonische Nationalgetränk reift auch in und um Fouesnant in etlichen Kellereien. Trinkfesteren Zeitgenossen sei der Apfelschnaps aus Cidre, der Pommeau, oder der klassische Calvados aus der Bretagne empfohlen.

Wasserfreunde zieht es auch in Fouesnant unweigerlich Richtung Küste. Der endlose Sandstrand zwischen Mousterlin und Beg Meil oder auch die naturbelassene Plage de Kerler zwischen Mousterlin und Benodet laden zu langen Spaziergängen und zum Sonnenbaden ein. Wer sich in die glasklaren Atlantikwellen stürzen möchte, sollte allerdings nicht allzu empfindlich auf die oft üblichen 15 Grad Wassertemperatur reagieren. Gefahr an Leib und Leben droht allerdings keinem Badegast, der sich brav an die Beflaggung der Rettungsschwimmer hält. Ist der Wind zu kräftig oder zieht die Ebbe das Wasser hinaus, herrscht Badeverbot. Die Lebensretter beobachten zudem mit Argusaugen den Strand.

Touren in die Umgebung gehören zum Standardprogramm des Fouesnant-Touristen. Schon im Umkreis von nur rund 20 Kilometern finden sich etliche lohnende Ziele. Quimper und seine Kathedrale, Concarneau mit seiner alten Festungsstadt, das nette Seebad Benodet, das Künstlerstädtchen Pont-Aven oder auch ein Besuch in der Fischversteigerung Haliotika in Guilvinec sind wärmstens zu empfehlen. Wer kristallklares Wasser liebt und aufs Meer hinaus will, sollte die Inselgruppe Les Glenans gesehen haben - die Tour mit dem Schiff von Benodet oder Beg Meil hinaus ins Archipel vor der Küste ist ein nahezu karibisches Erlebnis.