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Gebäude Eisenachs gestern und heute

"Katzenköpfe in Eisenachs Straßen" - Lutherstraße

In der Lutherstraße befindet sich das historische Bachhaus, das bis heute weitgehend unverändert blieb. Die Nachbargebäude sind dagegen nicht mehr vorhanden. Ein Bombenangriff im November 1944 legte diesen Teil der Stadt in Schutt und Asche.
Die heute an dieser Stelle befindlichen Häuser entstanden in den Jahren 1959 und 1960. Die Lutherstraße selbst erhielt ihren Namen 1896 - anlässlich des 375. Jubiläums der Ankunft Luthers auf der Wartburg. Bis dahin wurde sie als Fleischgasse bezeichnet.
Um ca. 1910 hatte die Straße noch eine sichtbare mittelalterliche Prägung. Ein Kennzeichen dafür ist die Pflasterung mit den sogenannten "Katzenköpfen".
Die Lutherstraße wurde Ende der 1990er Jahre saniert und neu gepflastert.

"Gelehrtenwohnung" - Geburtshaus von Ernst Abbe

Eine Gelehrtenwohnung hat sich in diesem Haus nie befunden, doch verbrachte dort ein künftiger Gelehrter die ersten Lebensjahre: Der bedeutende Physiker und Sozialreformer Ernst Abbe erblickte 1840 an diesem Ort das Licht der Welt. Das Haus lag am "Großen Ackerhof", der zu Ehren der Gattin des Großherzogs Carl Alexander seit 1892 "Sophienstraße" heißt.
Ernst Abbes Geburtshaus erhielt 1886 einen Umbau. Nachdem die Familie Abbe dort zur Miete gelebt hatte, zog sie in die "Weiße Mühle" bei der Kammgarnspinnerei, wo der junge Abbe aufwuchs.
Das Geburtshaus Abbes fiel 1975 innerstädtischen Bauplänen zum Opfer. Die Gedenktafel von 1905 befindet sich seit der Jahrtausendwende wieder an historischer Stelle (nahe der Bushaltestelle).
An der Nordseite der Sophienstraße entstanden nach dem Abriss 1975 Wohnblocks in Plattenbauweise. Sie wurden Anfang der 1990er Jahre saniert und prägen bis heute das Bild der Sophienstraße in diesem Bereich.

Alexanderstraße/Ecke Stickereigasse

Jenes Haus mit der Lagebezeichnung Alexanderstraße 61 verschwand in den 1980er Jahren aus dem Stadtbild. Der Straßenzug hieß lange Zeit Untergasse, bevor er 1892 die Bezeichnung Alexanderstraße erhielt. Zwischenzeitlich zu "Alexander-Puschkin-Straße" erweitert, kehrte der vorherige Name nach 1990 zurück.
Die Geschichte des Hauses ist für uns erst ab 1860 überliefert. Damals bewohnte und bewirtschaftete es der jüdische Lotterie-Einnehmer Benjamin Epstein. Nach 1876 gelangte das Haus in die Hände der Familie Tischer, die es 1889 um eine Etage aufstocken ließ. Es gehörte noch bis Mitte der 1960er Jahre dieser Familie, die ein Malergeschäft betrieb. Wiederholt gab es in dieser Zeit Probleme aufgrund des schlechten Bauzustandes. Allerdings fehlten die Mittel für eine notwendige Instandsetzung, so dass das Haus noch weitere zwei Jahrzehnte in diesem Zustand verblieb.
Der nach dem Abriß in den 1980er Jahren entstandene Neubau überragt seinen Vorgänger um einiges. Er wirft seinen Schatten in die Stickereigasse, die einst nach dem Herzoglichen Gold- und Perlensticker Stephan Eberhard "Goldstickerey-Gasse" hieß.

Ein Park um das Rathaus

Dass das Eisenacher Rathaus zeitweise allein stand, ist aus heutiger Sicht kaum zu glauben. Der schlichte Renaissancebau und die Gebäude in seiner unmittelbaren Nachbarschaft fielen im Februar 1945 einem Luftangriff zum Opfer.

Während die Stadt das stark beschädigte Rathaus wieder aufbaute, blieb das baulich einst geschlossene Areal in seiner Umgebung eine Baulücke. An ihre Stelle trat 1949 der so genannte Rathauspark, der gut vier Jahrzehnte Bestand hatte, ehe er einem Neubau wich.

Heute befinden sich an der Schnittstelle von Markt und Karlstraße die städtische Verwaltung und die Wartburgsparkasse.

Der "falsche Nordflügel"

Das Wohnhaus stand jahrzehntelang an der Nordseite der Dominikanerkirche. Mit großer Wahrscheinlichkeit stand es schon 1874. Seit wann es sich aber genau an die Kirche "anlehnte" ist nicht bekannt.
Im Jahr 1919 bestand zum ersten Mal die Absicht, das marode Haus niederzureißen, um die historische Fassade der Kirche wieder freizulegen. Wohnraummangel und Bürokratie verhinderten dies jedoch.
Erst ab Dezember 1956 begann die Stadt das Vorhaben - auf ausdrückliche Empfehlung des Bauamtes - zu verwirklichen. Da sich der Anbau schädlich auf die Bausubstanz der Kirche auswirkte, musste er schließlich im Januar 1957 vollständig weichen.
Mit dem Gebäude verschwand auch der zugehörige Straßenzug "An der Münze".
Heute befindet sich an dieser Seite des Kirchenbaus der Eingang zur Ausstellung der Sammlung "Mittelalterliche Schnitzkunst in Thüringen" in der Predigerkirche. Das Thüringer Museums Eisenach zeigt die Kunstwerke der Sammlung seit 1931 in der Krypta der turmlosen Predigerkirche. Sie war die Kirche der Dominikanermönche, einem 1216 gegründeten Orden, der zu den Prediger- und Bettelorden gehört.

Kriegerdenkmal auf der Esplanade

Die Esplanade war seit dem Mittelalter ein zentraler Ort der Stadt. Einst stand hier ein vierflügeliges herzogliches Schloss, das die Form des Platzes bestimmte. Nachdem das Schloss Mitte des 18. Jahrhunderts abgerissen wurde, entstand an seiner Stelle ein öffentlicher Platz.
Das Standbild einer Siegesgöttin, das auf dem Bild links steht, erinnerte seit 1874 an die im deutsch-französischen Krieg gefallenen Eisenacher. Es befand sich jedoch nur wenige Jahrzehnte auf der Esplanade. Im Vorfeld der Neugestaltung des Platzes fand die Siegesgöttin im Dezember 1937 auf dem Alten Friedhof einen neuen Standort. Was von dort an mit ihr geschah, ist nicht genau bekannt. Zu vermuten ist jedoch, dass sie 1940 der Reichsmetallspende zufiel.
Heute ist die Esplanade ein öffentlicher Platz, der vom Residenzhaus, einem Hotel und der Georgenschule (Grundschule) eingerahmt wird. Er wurde im Jahr 2015 neu gestaltet.

Lutherplatz - Ein Platz, wo früher keiner war

Der Lutherplatz wurde 1945 von Bomben zerstört. Sein Name "Lutherplatz" ist seit 1857 nachgewiesen. Vorher hieß dieses Areal "Hinter den Fleischbänken", nach den in der Nähe befindlichen Fleischverkaufsständen. Andere gebräuchliche Namen waren "Beim fürstlichen Residenzhaus" und "Hinter dem Zollhof".
Seitlich standen ursprünglich Häuser der Bäckerzunft. Das zentrale Residenzhaus gehörte einst zu einer Vierseitenanlage. Der Flügel an der Stelle des Bretterzaunes ging im Zuge der Enttrümmerung des Platzes verloren. Eine Planung sah 1950 vor, den Nord- und Südflügel des Hauses zu rekonstruieren. Völlig wieder hergestellt wurde jedoch nur der Nordflügel. Der Platz wurde zur "innerstädtischen Grünanlage" erklärt.
Nach der Fertigstellung des neuen Gebäudes neben dem Lutherhaus wurde der Lutherplatz wieder als Grünfläche hergerichtet.

Der Straßenlauf veränderte sich - Sandgasse

Die historische Sandgasse gegenüber dem Hotel Kaiserhof. Hier entlang verlief einmal die Kartäuserstraße. Sie folgte im unteren Teil der Sandgasse, ehe sie nach rechts abzweigte. Auf Höhe der Dr. Moritz-Mitzenheim-Straße, die damals noch Stadtparkstraße hieß, traf sie auf die heutige Wartburgallee.
Erst im Jahr 1894 entstand die direkte Linie vom heutigen Hotel Kaiserhof bis zur Mitzenheim-Straße. Damit entfiel der "Umweg" über den alten Straßenverlauf.
Der Name Sandgasse hat sich bis heute erhalten. Die Bezeichnung Kartäuserstraße ist hingegen Geschichte. Nachdem sie ab 1950 Stalinallee hieß, erhielt sie 1960 ihren heutigen Namen: "Wartburgallee".

Die "Loreley" in Eisenach

Wo sich Alexanderstraße und Querstraße kreuzen, befand sich einmal das Gasthaus "Loreley". Der bekannteste Gastwirt des Hauses war Alexander Gans, dem die "Loreley" seit etwa 1860 gehörte. Im Jahr 1875 gab er die "Loreley" auf. Offenbar hatte er in Amerika große Aktiengewinne gemacht, die ihm ein Leben im Ruhestand ermöglichten. Ein größeres Vermächtnis zu Gunsten der Stadt führte dazu, dass eine Straße im Osten Eisenachs bis heute den Namen des Wirtes trägt.
Nachdem die Bausubstanz sich zunehmend verschlechtert hatte, musste das marode Gebäude 1986 abgerissen werden. In der verbliebenen Lücke entstand in den 1990er Jahren ein Neubau.

"Den Platz hat es nie gegeben..." - Schiffsplatz

Die Häuserfront gehörte zur Katharinenstraße. Den Platz davor nannte der Volksmund "Schiffsplatz" - nach einer dort befindlichen Gastwirtschaft.
Da der Platz lange als Verkehrshindernis galt, begann der städtische Rat in den 1920er Jahren die Häuser am Beginn der Katharinenstraße zu erwerben. Ziel war es, die Häuser niederzureißen, die Georgenstraße zu verbreitern und ein modernes Wohn- und Geschäftshaus zu errichten.
Als es im Mai 1938 zum Abriss kam, blieb einzig der Hellgrevenhof hinter der Häuserzeile erhalten.
Der Hellgrevenhof gilt als einer der ältesten Profanbauten Eisenachs. Er wurde in den 1990er Jahren saniert und restauriert. Heute beherbergt der die Stadtbibliothek, einen Bürgerradiosender und eine Gaststätte.

Ein umstrittener Abriss - Leichenhalle am Alten Friedhof

Der 1976 erfolgte Abbruch war Mittelpunkt öffentlicher Kontroversen. Die 1829/30 errichtete klassizistische Leichenhalle hatte der Eisenacher Baurat Sältzer entworfen. Das Gebäude bestand aus Steinen des benachbarten Predigertores - eines Teils der mittelalterlichen Stadtbefestigung, die im 19. Jahrhundert immer weiter weichen musste.
Wegen ihrer praktischen und zweckmäßigen Einrichtung war die Leichenhalle deutschlandweit beispielgebend. Von überall her kamen zwischen 1836 und 1865 Anfragen bezüglich der Erfahrungen der Eisenacher mit diesem Bau und seinen Funktionen.
Erst 1901 verlor das Haus seinen ursprünglichen Zweck. Es diente zunächst als Sargmagazin und im Zuge der Wohnraumnot in der Nachkriegszeit bis 1969 für Wohnzwecke. Die danach angedachte Nutzung als Kindergarten erscheint nicht nur aus heutiger Sicht unpassend.
Heute ist an dieser Stelle eine Grünfläche, die an den Alten Friedhof angrenzt.