Gehe zum Inhalt, überspringe Menüs

 

Eisenacher Persönlichkeiten

Martin Luther (1483-1546)

Zwischen Martin Luther und Eisenach gibt es eine intensive Verbindung.
Von 1498 bis 1501 besucht Martin Luther die Eisenacher Lateinschule und ist Gast der Patrizierfamilie Cotta (heute findet sich in deren Haus das Lutherhaus). Erst vor kurzem (Mai 2015) wurden bei Bauarbeiten an der Esplanade, südlich der Georgenkirche, Überreste der Grundmauern der Pfarrschule St. Georgen gefunden, in der Martin Luther damals lernte.
1521 predigt Martin Luther auf der Hin- und Rückreise vom Wormser Reichstag in der Eisenacher Georgenkirche.
Er wird später zum Schein gefangengenommen und verbringt die folgenden zehn Monate bis zum 1. März 1522 auf der Wartburg - inkognito als "Junker Jörg". Hier übersetzt er das Neue Testament aus einer griechischen Fassung in nur elf Wochen in die deutsche Sprache.

Luthers Übersetzung erschien im September 1522. Sie war die Grundlage für eine einheitliche deutsche Schriftsprache. Bis heute gehören viele der von Luther bei der Übersetzung verwendeten Worte zum sprichwörtlichen deutschen Sprachgut.
Als Luther 1529 zum Marburger Religionsgespräch reist, macht er in Eisenach Station. 1540 ist er drei Wochen Gast des Superintendenten Justus Menius in dessen Haus am Pfarrberg.

An den Reformator erinnern Eisenach neben den authentischen Orten - der Wartburg, der Georgenkirche und der Pfarrschule - vor allem das Lutherhaus, das Lutherdenkmal auf dem Karlsplatz und nicht zuletzt das Martin-Luther-Gymnasium.

Die Initiative zur Errichtung eines Lutherdenkmals in Eisenach entstand im Jahre 1882 anlässlich des 400. Geburtstages von Martin Luther. Es wurde ein Denkmalsverein gegründet, der vor allem die finanziellen Mittel für das Monument beschaffen sollte. Nötig waren dazu 40 000 Goldmark. Großherzog Carl Alexander, Oberbürgermeister August Roese, der Fabrikant Julius von Eichel-Streiber und weitere Persönlichkeiten engagierten sich, damit diese Summe zusammenkam.

Geschaffen wurde das Denkmal von Adolf von Donndorf (Weimar). Es wurde auf dem Karlsplatz aufgestellt und unter großer öffentlicher Resonanz am 4. Mai 1896 eingeweiht - dem 375. Jahrestag der Ankunft Martin Luthers unter dem Decknamen "Junker Jörg" auf der Wartburg.

Im Jahr 2017 wird das Jubiläum "500 Jahre Reformation" europaweit gefeiert. Eisenach hat dabei eine zentrale Bedeutung. Auf der Wartburg wird unter der Überschrift "Luther und die Deutschen" ein Teil der großen nationalen Ausstellung zum Jubiläum gezeigt. Die Ausstellung wird damit an drei Standorten präsentiert: in Berlin, in Wittenberg und auf der Wartburg. Eisenach erhielt zudem den Titel "Reformationsstadt Europas". Darüber hinaus wird der Freistaat Thüringen die landesweite Auftaktveranstaltung zum Reformationsjubiläum anlässlich Luthers Geburtstag am 10. November 2016 in Eisenach veranstalten.

Johann Sebastian Bach (1685-1750)

Johann Sebastian Bach wurde am 21. März 1685 als jüngster Sohn des Stadtpfeifers Johann Ambrosius Bach in Eisenach geboren. Zu dieser Zeit wurde in dem Städtchen bereits seit 20 Jahren auf "bachische" Weise musiziert. Mitglieder der Bach-Familie fungierten hier als Organisten, Kantoren, Hofmusiker, Stadtpfeifer, Ratsmusikanten und Instrumentenbauer und - wie Bachs Vater Johann Ambrosius - als Leiter der Stadtmusikkompanie.

In der Eisenacher Stadtkirche, der Georgenkirche, wurde Johann Sebastian Bach am 23. März 1685 am Taufstein vor dem Altarraum getauft. Der originale Taufstein ist heute noch zu besichtigen. Über 132 Jahre lang wirkten hier in der Stadtkirche am Marktplatz vier Generationen der Bachfamilie als Organisten - beginnend 1665 mit Johann Christoph Bach, dem Onkel von Johann Sebastian Bach.

Johann Sebastian Bach verbrachte seine ersten zehn Lebensjahre in Eisenach. Er besuchte hier die Lateinschule und sang im Schulchor sowie in der Georgenkirche. Er wurde 1692 hier in die Quinta eingeschult. Die musikalische Atmosphäre des Elternhauses, das hohe Niveau der öffentlichen Musik, aber auch die Musikerziehung in der Lateinschule waren prägend für seine persönliche Entwicklung. Nach dem Tode seiner Eltern musste er die Schule und Eisenach verlassen und fand beim Bruder in Ohrdruf ein neues Zuhause. Johann Sebastian Bach blieb zeitlebens seiner Vaterstadt verbunden.

Im Bachhaus - dem weltweit ältesten Museum, das Johann Sebastian Bach gewidmet ist - ist eine Ausstellung zum Lebensweg des Musikers zu sehen. Es wurde 1907 von der Neuen Bachgesellschaft als erstes Bach-Museum eröffnet. Es zeigt zudem eine Sammlung historischer Musikinstrumente, Möbel und Haushaltsgegenstände aus der Bach-Zeit. Heute ist das Bachhaus eines der größten Musikermuseen in Deutschland. Jede Stunde gibt es ein kleines Konzert auf fünf barocken Tasteninstrumenten. Installationen wie das "Begehbare Musikstück" machen Bachs Musik zum Erlebnis.

Auf dem Alten Friedhof erinnert ein Gedenkstein an die letzte Ruhestätte zahlreicher Mitglieder der Familie Bach - darunter auch die Eltern von Johann Sebastian Bach.

Das Bachdenkmal, geschaffen von dem Bildhauer Adolf von Donndorf, wurde 1884 vor dem Westportal der Georgenkirche feierlich mit der h-Moll-Messe eingeweiht. 1938 wurde es an seinen heutigen Platz vor dem Bachhaus versetzt, wo alljährlich zum Geburtstag von Johann Sebastian Bach eine Ehrung stattfindet.
Auch die Musikschule "Johann Sebastian Bach" und der Eisenacher Bach-Chor zeigen, dass das Erbe des großen Musiker hier sehr lebendig ist.

Ernst Abbe (1840-1905)

Ernst Abbe wurde am 23. Januar 1840 in Eisenach als Sohn von Georg Adam Abbe und dessen Frau Christina geboren. Er studierte von 1857 bis 1861 in Jena und Göttingen. 1861 promovierte er in Göttingen. 1863 wurde Abbe in Jena habilitiert, wo er dann als Privatdozent für Mathematik und Physik arbeitete.
1866 wurde Abbe Mitarbeiter beim Hof- und Universitätsmechanikus Carl Zeiss. Mit ihm entwickelte er die Grundlage für die Herstellung von optischen Linsen.

Seit 1870 wirkte Abbe als Professor an der Universität Jena. Die von ihm entwickelte Theorie der Abbildung im Mikroskop war Grundlage der wissenschaftlichen Optik und verschaffte Carl Zeiss einen wichtigen technologischen Vorsprung: Hatte man Mikroskope zuvor nur nach Erfahrungswerten hergestellt, so baute man sie ab 1872 auf der Grundlage wissenschaftlicher Berechnungen und erreichte damit wesentlich bessere optische Eigenschaften. Dies wiederum machte bahnbrechende Forschungen in Biologie und Medizin möglich, zum Beispiel die von Robert Koch und Paul Ehrlich.

Ernst Abbe, der zum Teilhaber bei Carl Zeiss wurde, war ein überaus erfolgreicher Unternehmer. 1862 waren bei Zeiss 25 Mitarbeiter beschäftigt. Im Todesjahr Ernst Abbes 1905 war das Unternehmen auf knapp 1.400 Mitarbeiter gewachsen. Ab 1890 erweiterte Abbe die Produktpalette der Zeiss-Werke um Messgeräte (1890), Fotoobjektive (1890), Ferngläser (1894), astronomische Instrumente (1897) und Bildmessgeräte (1901).

Abbe war auch ein mutiger Reformer, der mit seinen sozialpolitischen Ideen seiner Zeit weit voraus war. Um den Bestand der Unternehmen Carl Zeiss und Schott zu sichern, gründete Abbe im Jahr 1889 die Carl-Zeiss-Stiftung, die er 1891 zur Alleineigentümerin der Zeiss-Werke und zur Miteigentümerin der Schott-Werke machte.

Neben seinerzeit außerordentlich fortschrittlichen Bestimmungen zur Unternehmensführung und zu rechtlich verankerten Arbeitsbeziehungen spiegelte sich auch das soziale Engagement Abbes im Statut wider.
So gab es für die Beschäftigten Mitspracherechte, bezahlten Urlaub, Beteiligung am Ertrag, ein verbrieftes Recht auf Pensionszahlungen, Lohnfortzahlung im Krankheitsfall und von 1900 an den Achtstundentag.
Auf diese Weise wurden die Stiftungsunternehmen Carl Zeiss und Schott zu Vorreitern der modernen Sozialgesetzgebung.

Georg Philipp Telemann (1681-1767)

Georg Philipp Telemann war ein deutscher Komponist des Barock. Er war er zu Lebzeiten berühmter als Bach. Telemann wirkte in Eisenach als Konzert- und später als Hofkapellmeister. Später geriet sein Werk etwas aus dem öffentlichen Blickwinkel. Mittlerweile ist darüber mehr bekannt, nicht zuletzt wegen der Telemann-Tage, die seit 1982 alle zwei Jahre in Eisenach stattfinden.

Telemann zeigte bereits in seiner Schulzeit in Magdeburg beachtliches musikalisches Talent und begann mit zehn Jahren, seine ersten Stücke zu komponieren. Er erlernte die Musik weitgehend im Selbststudium. Erste größere Kompositionserfolge hatte er während seines Jurastudiums in Leipzig, wo er ein Amateurorchester gründete, Opernaufführungen leitete und zum Musikdirektor der damaligen Universitätskirche aufstieg.
Der 27jährige Telemann kam Anfang Dezember 1708 nach Eisenach. Er avancierte alsbald zum Kapellmeister. 1709 heiratete er hier. In seiner Eisenacher Zeit entstanden viele Werke der Instrumental- und Kirchenmusik, die stilprägend wurden für das Musikleben Europas. Auch als er 1712 die Stadt verließ, komponierte er weiter komplette Kantaten-Jahrgänge in unterschiedlichen Stilrichtungen, die dann in der Georgenkirche uraufgeführt wurden. Eisenach kann damit als Wiege der neueren protestantischen Kirchenkantate gelten.

Mit einem achtmonatigen Aufenthalt in Paris 1737/38 erlangte Telemann endgültig internationalen Ruhm. Er prägte durch neue Impulse, sowohl in der Komposition als auch in der Musikanschauung, maßgeblich die Musikwelt der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Telemanns musikalischer Nachlass ist außerordentlich umfangreich und umfasst alle zu seiner Zeit üblichen Musikgattungen.

Am besten kann Telemann selbst bekunden, was seine Zeit in Eisenach für ihn bedeutete. Er schrieb: "Anjetzo befinde mich in Eisenach / welches ich wohl die hohe Schule nennen kann / worinnen ich nicht allein in verschiedenen zur Music gehörigen Sachen zu einer wahren soliditaet kommen / sondern auch im Christenthume ein gantz anderer Mensch worden bin."

Der Komponist wohnte seinerzeit auf der Südseite der Unteren Predigergasse. Eine Gedenktafel ist am Gebäude der Post zu sehen. Telemanns Arbeitsstellen waren das damalige Schloss - wo heute die Esplanade ist - und die Georgenkirche. Telemanns Werke - auch die aus seiner Eisenacher Zeit - sind regelmäßig in Eisenach zu hören; oftmals an Original-Aufführungsorten wie in der Georgenkirche oder im Saal im Schloss Wilhelmsthal.

Hugo Brehme (1882-1954)

Hugo Brehme wurde am 3. Dezember 1882 in Eisenach geboren. Er studierte das fotografische Handwerk in Erfurt und begann seine berufliche Tätigkeit in den deutschen Kolonien Afrikas. 1905 brach Brehme erstmals nach Mexiko auf. 1908 ließ er sich dort endgültig nieder. Er errichtete sein eigenes Atelier und Geschäft.

Hugo Brehme war fotografischer Zeuge der Mexikanischen Revolution und hat nicht nur deren Ereignisse und Folgen im Bild festgehalten, sondern auch Personen der Zeitgeschichte wie den Bauernführer Emiliano Zapata. Vor allem aber hat Brehme als unermüdlich reisender Wanderer und Alpinist die weiten Landschaften seiner neuen Heimat zum Hauptthema seiner Arbeit auserkoren. Hinzu kommen Lichtbilder aus Mexico City - "Stadt der Paläste" - und vielen anderen Orten des Landes sowie von Denkmälern, Gebäuden und aus dem Alltagsleben.

Einnahmen erzielte er vor allem mit Porträtaufnahmen sowie mit dem Vertrieb seiner Fotografien als Bildpostkarten und in Büchern, Zeitungen und Zeitschriften. 1928 erhielt Brehme einen Preis im Rahmen einer bedeutenden Ausstellung mexikanischer Fotografien, die die Asociación de Fotógrafos Mexicanos in Mexiko-Stadt organisiert hatte. 1929 erhielt er den Hauptpreis für Fotografie auf der "Iberoamerikanischen Ausstellung" in Sevilla.

Bis zu seinem Tod am 13. Juni 1954 arbeitete Brehme als Fotograf in Mexiko-Stadt. Er hat ein umfangreiches, historisch wie künstlerisch bedeutsames Werk geschaffen. Die Foto-Sammlung von Hugo Brehme im Nationalen Fotoarchiv in Pachuca/Hidalgo wurde im Jahr 2002 in das Programm "Gedächtnis der Welt" der UNESCO aufgenommen.

Hugo Brehme zählt zu den bedeutendsten Fotografen Lateinamerikas in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Er gehört zu denen, die in Mexiko die Fotografie auf die Höhe der Kunst gehoben haben. Brehme hat viele Fotografen in Mexiko angeregt: Tina Modotti, Edward Weston, Henri Cartier-Bresson und vor allem den Pionier der Moderne - Manuel Álvarez Bravo.

Ausgehend vom Pikturalismus (Unschärfe-Effekte, mit denen Fotos graphischen Kunstwerken angenähert werden sollen) und der im spanischen Sprachraum als "costumbrismo" bezeichneten Darstellung nationaler wie regionaler Sitten und Gebräuche, hat Brehme Mexiko in romantisch-zeitloser Sicht dargestellt. Elena Poniatowska (Journalistin, Trägerin des mexikanischen Nationalpreises für Journalismus) schreibt: "Seine Bilder sind in ihrer Schönheit (...) ein Beitrag zur Ökologie Mexikos. Wer in seinen Büchern blättert, sieht mit Trauer, wie schön dieses Land einmal war, und was wir daraus gemacht haben."

Hugo Brehme wurde in Mexiko in den vergangenen zwanzig Jahren mehrfach mit Ausstellungen und Publikationen geehrt. Obwohl er durch die Verbreitung seiner Aufnahmen in Büchern und Zeitschriften über Jahrzehnte hinweg das Mexiko-Bild in Deutschland prägte, wurde das Leben und Werk eines der wichtigsten deutschstämmigen Fotografen im Ausland erstmals im Jahr 2004 in einer umfassenden Einzelausstellung gezeigt. Anlässlich des 50. Todestages am 13. Juni 2004 realisierte das Ibero-Amerikanische Institut der Stiftung Preußischer Kulturbesitz im Berliner Martin-Gropius-Bau eine große Retrospektive seines Werkes.