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Das Modellprojekt "Kommunale Familienzeitpolitik"

Das Modellprojekt "Kommunale Familienzeitpolitik" im Saalekreis
Familienfreundlichkeit ist im Landkreis Saalekreis ein prioritäres Thema im Rahmen der Kommunalpolitik und gute Familienzeitpolitik ein Garant für erfolgreiche Standortpolitik. Das Letztere besonders, da der Saalekreis der wirtschaftsstärkste Landkreis im Bundesland Sachsen-Anhalt ist und den Kern des mitteldeutschen Chemiedreiecks bildet. Gleichbedeutend dem Chemiestandort ist das Kreisgebiet als Logistik- und Gewerbestandort für eine Vielzahl von mittelständigen Unternehmen interessant. Aus dem geschilderten Sachstand heraus, ist es prioritär, Fachkräfte im Kreisgebiet zu "halten" und Abwanderung zu verhindern. Der demografische Wandel macht dies nicht einfacher. Daher ist es notwendig, familienfreundliche Rahmenbedingungen zu schaffen. Für das Gelingen von Familie spielt der Faktor Zeit eine wesentliche Rolle, um Vereinbarkeit von Berufs- und Familienleben nachhaltig zu gestalten. Viele Zeitkonflikte sind zu verzeichnen, weil Taktgeber sich durch z. T. nicht genügend aufeinander abgestimmte Zeitstrukturen behindern.

Die geschilderte Problematik trifft aber nicht nur auf den Saalereis zu, die Situation ist bundesweit zu erkennen. "Zeitpolitik für Familien" gehört zu einer wirkungsvollen Familienpolitik, so das Fazit des 8. Familienberichts der Bundesregierung. Für diese gilt es, vor Ort anzusetzen, denn dort findet der Familienalltag statt. Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend nahm diese Erkenntnisse des 8. Familienberichts zum Anlass, das Pilotprojekt "Kommunale Familienzeitpolitik" im Jahr 2012 (mit einem Zeitrahmen zur Realisierung bis Ende 2013) zu starten und zu fördern. An fünf Standorten entwickelten Lokale Bündnisse für Familie mit zahlreichen Partnern Konzepte und praktische Maßnahmen, wie sich Zeitkonflikte für die Familien entschärfen lassen. Ziel war es, damit die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie die Lebensqualität von Familien zu verbessern. Die fünf Standorte waren: Aachen, Herzogenrath, Landkreis Donau-Ries, Neu Wulmsdorf und unser Saalekreis. Das Projekt "Kommunale Familienzeitpolitik" beleuchtete Zeitprobleme intensiver und ging sozusagen "in die Tiefe", und die Ergebnisse bilden eine Grundlage für kommunalpolitische Entscheidungen.

Die insgesamt sechs Vorhaben innerhalb des Projektes am Standort Saalekreis konnten zum 31.12.2013 zunächst erfolgreich im Rahmen der Zielstellung abgeschlossen werden. Innerhalb des Lokalen Bündnisses für Familie-Saalekreis befasste sich eine Arbeitsgruppe konkret mit den gestellten Aufgaben im Detail. Jeweils 1 Regionalleiter agierte direkt in den Städten Querfurt und Wettin-Löbejün und arbeitete dort mit den BürgermeisterInnen zusammen.

Das Vorhaben 1, die Befragung von Familien in den Städten Querfurt und Wettin-Löbejün, also im ländlichen Raum des Saalekreises, war mit größerem Aufwand, durch gezielte Fragen(Fragebögen) verbunden. Hier wurden Eltern persönlich angesprochen, die Fragebogen also nicht nur ausgeteilt. Über Kitas und Schulen in den genannten Städten wurden Verbindungen zu Familien hergestellt. In mehreren Veranstaltungen "vor Ort" diskutierten die benannten Regionalleiter in Querfurt und Wettin-Löbejün mit Unterstützung der Akteure aus der Arbeitsgruppe "Kommunale Familienzeitpolitik" Zeitkonflikte in den Familien. Die Ergebnisse aus den Befragungen wurden in die "Top-10-Ursachen", einer Zusammenstellung aller fünf Modellstandorte, eingearbeitet. Die Familien fanden die Herangehensweise, die "persönlicher Natur" und nicht anonym war, sehr angenehm und zielfördernd und wünschen Fortsetzung.

Das Vorhaben 2, die Nutzung einer Befragung von Familien mit besonderen Anforderungen in der Arbeit der Infra-Leuna-Gruppe, wird noch weiter ausgewertet. Ebenso die Untersuchung der Situation "Berufstätiger mit flexiblen bzw. mehreren Arbeitsverhältnissen an der Hochschule Merseburg (FH) am Beispiel Studierender und Wissenschaftler, wo eine dezidierte Studie vorliegt (Vorhaben 3). Gemeinsam mit der Hochschule Merseburg werden die Konsequenzen für eine dementsprechende kommunalpolitische Handlung beraten, die erste öffentliche Veranstaltung fand im Juli 2014 statt.
Die 3. Wirtschaftskonferenz (Vorhaben 4) im Saalekreis zeigte, dass die Affinität zwischen Wirtschaft und kommunaler Politik weiterhin intensiv gepflegt werden muss. Das offenbarten rege Diskussionen im Rahmen der Veranstaltung mit Vertretern der Unternehmen und Politikern. Die Ausrufung des 2. Wettbewerbes "Familienfreundliches Unternehmen Saalekreis" bildete einen Höhepunkt (Thema: Wie gelingt es Ihrem Unternehmen, wirtschaftlichen Erfolg und familienfreundliche Personalpolitik als Unternehmensphilosophie zu gestalten? Welche Ideen und Modelle existieren bereits in Ihrem Haus, was ist geplant?).

Besonders über die Anwesenheit von Frau Petra Mackroth, Leiterin der Abteilung 2 (Familie) im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend erhielten wir Unterstützung. Frau Mackroth brachte das Thema "Kommunale Zeitpolitik für Familien" den Anwesenden sehr anschaulich nahe und "überzeugte" auch "Unternehmer" im Rahmen der Podiumsdiskussion. Die Wettbewerbssieger wurden zum 1. Kreisfamilientag des Saalekreises durch den Ministerpräsidenten des Landes Sachsen-Anhalt, Herrn Dr. Reiner Haseloff und dem Landrat, Herrn Frank Bannert, öffentlich ausgezeichnet.

Der 1. Kreisfamilientag zählte ca. 15.000 Besucher und war ein voller Erfolg. Der Familientag wurde gleichfalls zum Anlass genommen, im Ständehaus zu Merseburg die Zwischenergebnisse aus dem Modellprojekt der Öffentlichkeit vorzustellen. Auch hier war der Ministerpräsident, neben anderen Vertretern aus Wirtschaft und Politik, anwesend, um sich zu informieren.

Innerhalb des 5. Vorhabens im Rahmen des Modellprojektes war geplant, ein Konzept für eine flexible Kita zu erarbeiten. Die Meinungen von Unternehmensleitungen und Arbeitnehmervertretungen waren aus den geführten Diskussionen bekannt. Letztendlich resultierte daraus, dass es notwendig sei, natürlich die Bedürfnisse der Kinder näher zu erforschen. Aus genanntem Grund fand eine Umwidmung innerhalb der Projektförderung statt. Auch hier liegt eine wissenschaftliche Studie vor, die auf der Website des Saalekreises unter www.saalekeis.de zu finden ist.

Im Vorhaben Nr. 6 fand die Soziale Landkarte des Saalekreises durch den Ferienkalender Erweiterung. Hier können jetzt Eltern und Interessierte Ferienprojekte und Angebote aus dem gesamten Saalekreis erfahren. Damit wird das Suchen erleichtert, Zeit gespart und die Träger von Ferienzeitangeboten werden bekannter. Ein Informationsbrief über die neuen Möglichkeiten und die Bitte zur Mitwirkung ging gezielt an über 100 Vereine und ist ebenfalls auf der Website des Saalekreises zu finden.

Das Modellprojekt "Kommunale Zeitpolitik für Familien" bildete sozusagen den Auftakt zur weiteren Bearbeitung des Themas aus kommunalpolitischer Sicht. Die Erkenntnisse auch unseres Modellstandortes wurden in der Broschüre des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend unter dem Titel "Kommunale Zeitpolitik für Familien - Ein Leitfaden in der Praxis" eingearbeitet und setzen somit ein bundesweites Signal und geben Hinweise, wie Zeitpolitik umgesetzt werden könnte.
Die begonnenen Vorhaben sollen im Saalekreis Fortsetzung finden, da aufgrund der nur einjährigen Laufzeit des Modellprojektes lediglich "Anstöße" zur Problematik gewonnen werden konnten. Natürlich wirkt im Moment erschwerend, dass keine Förder- oder andere finanzielle Mittel zur Verfügung stehen. Ohne die bereitgestellten Fördermittel wäre es, aufgrund der Vielfalt der Vorhaben, im Saalekreis nicht oder schwer möglich gewesen, dass Zeitpolitik so in gesellschaftliches Interesse innerhalb eines Jahres rückt! Ehrenamtliche Arbeit allein hätte diese Initiative "in Gänze" nicht möglich gemacht!

Das Lokale Bündnis für Familie - Saalekreis "bearbeitet" auch künftig zunächst mit ehrenamtlichen Akteuren "Zeitpolitik". Wir erhoffen uns Unterstützung durch das Land, da hier auch der Ministerpräsident sowie Landes- bzw. Bundespolitiker Aufmerksamkeit zeigten.

An dieser Stelle herzlichen Dank dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend für die konstruktive Zusammenarbeit.
Ein ganz besonderes Dankeschön natürlich allen Akteuren und Unterstützern des Projektes, im Besonderen unserem Landrat, Herrn Frank Bannert,

gez. Christiene Grube
Koordinatorin Lokales Bündnis für Familie - Saalekreis und Familienbeauftragte