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Markersbach - Die Geschichte eines Dorfes von 1240 bis 2008

Markersbach

Marmarckquartisbach mit Under Scheibe und Mittweidis mit Obermittweidis im 13. Jh.

Markersbach war eines von 10 Dörfern welches von Burggraf Meinherr II. aus der Grafschaft Hartenstein zur Gründung des Grünhainer Klosters lt. Urkunde 1240 geschenkt wurde.
Mittweida, 1286 erwähnt, blieb im Besitz der Grafschaft Hartenstein aus verschiedensten ökonomischen Gründen (Erzvorkommen, Wasserkraft).

Markersbach wurde nach der Säkularisierung des Klosters protestantisch, Mittweida blieb weiterhin katholisch. Daraus waren Spannungen des Glaubens wegen an der Tagesordnung. Die Markersbacher Kirche wurde 1250 als Wallfahrtskirche durch das Kloster unter dem Namen "Peter und Paul" gegründet. Sie gehört zu den wenigen "Urpfarren" im Erzgebirge. Umliegende Dörfer, so auch Mittweida, waren eingepfarrt. Durch Hussiten (fanatische tschechische Nationalisten) wurde die Kirche entweiht. Sie musste um 1430 unter dem Namen "St. Barbara" (u. a. Schutzheilige der Bergleute) neu geweiht werden.
Mit der Reformation begann man Bildung für die Bevölkerung zu fördern. 1535 stellte die Kirche einen Lehrer ein, der ab 1546 gleichzeitig Gerichtsschreiber von Unterscheibe war. Seit 1547 werden durchgehend Kirchenbücher geführt, die aus heutiger Sicht wertvolle Zeugnisse zur Ortsgeschichte sind. Gewissen Reichtum erhielt die Kirche durch die zahlreichen Hammerwerke an der Mittweida (Fluss) und den dazu gehörenden Einrichtungen (Mühlen, Landwirtschaft, Forstwirtschaft). Kirchenumbauten und Erweiterungen wurden notwendig, um den Bevölkerungszuwachs Rechnung zu tragen.

Recherchen ergaben, dass sich auf dem Territorium von Markersbach und Mittweida ca. 43 Standorte für Altbergbau befanden, die den Reichtum mehrten.

Nach dem Niedergang der Hammerwerke, die bis auf dem Nietschhammer, im wesentlichen im 30-jährigen Krieg erfolgte, entwickelte sich auf allen Standorten eine Pappen- und Zellstoffindustrie. Sie nutzten vor allem die vorhandenen Wasserkraftanlagen als Energiequelle. Diese Anlagen fielen fast ausschließlich der Weltwirtschaftskrise im 20. Jh. zum Opfer.

Große territoriale Änderungen wurden durch die Eisenbahnlinie von Schwarzenberg nach Annaberg 1888 / 89 geschaffen. Von Zwickau aufwärts schlängelt sich die Eisenbahn immer entlang der Flußläufe. In Mittweida und Markersbach war man gezwungen diese zu verlassen und das Gebirge zu überqueren. Mehrere Brücken waren nötig, um Täler, Bachläufe und Verkehrsweg zu überspannen.

Der Ort Markersbach wurde kreisrund in einem Durchmesser von 340 m eingekesselt, um anschließend über eine 237 m lange und 37 m hohe Stahlbrücke den "Emmler" zu erklimmen. Diese Brücke entstand unter der Leitung von Ing. Krüger aus Dresden. Anschließend entstand unter seiner Leitung das berühmte "Blaue Wunder" in Dresden. Die Eisenbahn brachte viele Änderungen und Verbesserungen mit sich. So hatte man ein Transportmittel für Waren und für die arbeitende Bevölkerung zu der sich rasch entwickelnden Industrie in den angrenzenden Regionen um Schwarzenberg und Aue, aber auch in Richtung Annaberg.

Mit der Fahrzeugindustrie entwickelte sich das Verkehrsnetz. Durch Mittweida und Markersbach baute man die Bundesstraße 101, Aue-Berlin, ein weiterer Vorteil gegenüber anderen Regionen.

Um die Jahrhundertwende 1900 entwickelten sich hauptsächlich aus lohnabhängigen Beschäftigten die meisten Vereine (Sport, Hasen / Geflügel, Schützen, Schrebergarten usw.)

Nach langjährigen mühsamen Verhandlungen (ca. 27 Jahre) wurden auf diktatorischen Anweisungen 1935 die bis dahin eigenständigen Ortschaften Markersbach / Unterscheibe und Mittweida /Obermittweida zwangsvereinigt. Seit Anbeginn befanden sich Kirche und Schule in Markersbach. Post und Bahnhof lagen in Mittweida. In Obermittweida gab es noch eine Zwergschule. Vorerst sprach man noch von Mittweida-Markersbach, nach 1945 nur noch Markersbach mit den Ortsteilen Unterscheibe Mittweida und Obermittweida.

Durch Privatbesitz im Talgrund bis zur Ortsgrenze in Obermittweida wurde eine industrielle Entwicklung stark eingeschränkt. Der Ort behielt seine bäuerlichen Anwesen und blieb landwirtschaftlich geprägt. Industriearbeiter nutzten die Bahn, um zu den umliegenden Arbeitsstätten zu gelangen. Der Ortsteil Unterscheibe behielt sein landwirtschaftliches Aussehen und bildet mit dem Nachbarort Oberscheibe eine städtebauliche Einheit.

Der Bau des Pumpspeicher-Kraftwerkes von 1970 bis 1980 brachte große territoriale Einschnitte. Der Ortsteil Obermittweida musste einer Talsperre weichen. Der Bergrücken Hundsmarter wurde für das Oberbecken umgestaltet. Dazwischen schuf man ein Kavernen-Kraftwerk tief unter der Erde mit gewaltigen Wasserröhren. Diese Anlage speichert Energie und erzeugt aus überschüssigen Strom neue Energie mit einer begrenzten Leistung von 1050 Megawatt. Neue Verkehrsanlagen und Flächen für Baustelleneinrichtungen einschließlich der beiden Wasserspeicher veränderten den Charakter des ehemaligen "Bauerndorfes". Markersbach wurde überregional bekannt.

13 Jahre Planung und 6 Jahre Bauzeit veränderten das Gesicht des Ortes ein viertes Mal. Mit der Verlagerung der Bundesstraße aus der Ortslage in eine Ortsumfahrung gab man der bereits vorhandenen Umgehungsstraße zum Kraftwerk eine Anbindung und entlastete die Ortslage vom ansteigenden Verkehrsaufkommen. Hierzu gab es flächenmäßige Eingriffe durch die Gestaltung der West- und Ostanbindung. Die Krönung bildet eine Dreifeldbrücke auf zwei Stahlbetonpfeilern mit einer Spannweite von 90, 140 und 90 m und einer Höhe von ca. 40 m. Markersbach wird seit dem als Ort der Brücken bezeichnet.

Nicht mehr benötigte Flächen und Anlagen in unmittelbarer Kraftwerksnähe nutzte man zur Ansiedlung von Industrie und Gewerbe. Der Containerbau Beringer ist in seiner Größe dominant. Durch Steueraufkommen wurde die gesamte Infrastruktur erneuert und verbessert.

Eine Landkreis- und Gemeindereform vereinte Markersbach 2008 mit der Nachbarkommune Raschau zu einer Einheitsgemeinde mit Ortsteilen.

Viel Aufwendungen wurden seitdem in einer Aufwertung der gemeinsamen Sportanlagen vollzogen. Die Sportanlagen und fast alle gesellschaftlichen und kulturellen Einrichtungen prägen das Markersbacher Ortszentrum als geschlossene Einheit und stellen eine Besonderheit dar.

Dabei darf man zusätzlich auf den Erhalt einer 10 Klassenschule hinweisen, die als erster reformpädagogischer Schulversuch in Sachsen sich als Jenaplanschule einen Namen gemacht hat.

Dank vielen politischen und wirtschaftlichen Umständen und der weitsichtigen Verwaltung ist der Ortsteil Markersbach mit seinen vielfältigen Einrichtungen, sanierter Infrastruktur, seiner geschützten Tallage und einer lebenswerten Umgebung ein ansprechendes Aushängeschild unseres Gemeinwesens.

Gerd Grimm