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Geschichtliche Entwicklung

Mainhausen gibt es erst seit dem Jahr 1977. Durch die Gebiets- und Verwaltungsreform in Hessen wurde es gebildet aus den beiden Gemeinden Mainflingen und Zellhausen. Langsam gewöhnen sich nun die beiden Ortsteile aneinander und daran, dass sie eine gemeinsame Verwaltung haben.

Von alters her lockte die Mainebene mit ihrem recht sommerwarmen und wintermilden, geschützten Beckenklima die Menschen in dieses Gebiet. Durch Wild und Fischreichtum konnten unsere Vorfahren, die Jägervölker, reichlich Nahrung finden.

Der Main, unser "Namensgeber", wechselte in unserem Gebiet mehrmals seinen Lauf. Daraus erklären sich die Sand- und Kiesablagerungen sowie die sumpfigen Niederungen.

Aus vorgeschichtlichen Funden wissen wir, dass bereits in der Jungsteinzeit etwa um 2000 vor unserer Zeitrechnung Menschen hier siedelten. So wurden ein größeres poliertes Steinbeil, Grabhügel und Grabbeigaben und einige Urnen aus dieser frühgeschichtlichen Zeit gefunden. Auch die Römer müssen auf ihrem Eroberungszug unser Gebiet besetzt haben. Sie wurden jedoch etwa um das Jahr 260 unserer Zeitrechnung durch verschiedene Germanenstämme aus dem mittel- und ostdeutschen Raum verdrängt. Am Main entlang siedelten nun die Franken und die Stammesverwandten Alemannen, die jedoch mit dem Sieg des Fränkischen Königs Chlodwig im Jahr 496 in den süddeutschen Raum abgedrängt wurden. Das Untermaingebiet war in den Herrschaftsbereich der Franken einbezogen.

Schriftlich nachweisbar wird die Geschichte mit der Zeit Karls des Großen. In einem Urkundenbuch des Klosters Lorsch wird die Gemarkung Mainflingen im Maingau zum ersten Mal mit dem 7. Jahr der Regierung Karls des Großen, 775, erwähnt.

Der Name stammte danach nicht vom Main als Fluss, sondern von der Abwandlung des Eigennamens Manolf. Überhaupt wechselte der Name für diesen Ortsteil sehr häufig. Von Menevlingen über Menvelingen, Meinflingen, Meynflingen bis Mainflingen.

Auch die erste schriftliche Erwähnung Zellhausens findet sich aus der Zeit Karls des Großen.

In einem Kirchbuch findet sich aus dem Jahr 820 eine Bemerkung, dass eines Tages Emma am Mainstrand gen Zellhausen spazieren ging und sie ein Frauenkloster auf dem "Feldkirschebuckel" Zellhausen gründete.

Der Name ist abgeleitet von zwei Gutsbesitzern, die Peter von Zelle und Hans von Husen genannt wurden. Die von diesen Bewohnern gebaute Siedlung wurde dann Zellhusen genannt und wurde mal Celhusen, Zcelhausen und später dann Zellhausen geschrieben. Die wechselvolle Geschichte des Mittelalters hinterlässt auch in unserem Gebiet ihre Spuren.

Unsere Vorfahren wurden mit Lehen überzogen, ihre Siedlungen brannten ab und wurden wieder neu aufgebaut. Nach Urkunden aus dieser Zeit mussten die Bauern aus Husen und Mainflingen ihren Zehnten nach Babenhausen abführen.

Im Dreißigjährigen Krieg war unsere Gegend mehrfach von Truppen besetzt. Tilly war mit seinen braunschweigischen Truppen hier, der schwedische König Gustav Adolf zog durch unsere Gemarkung und schließlich hausten die Truppen des schwedischen Generalmajors Jokob Freiherr von Ramsey. Sie zerstörten nahezu jedes menschliche Leben. Hinzu kamen die Wirkungen von Pest und Hunger: während vor dem Dreißigjährigen Krieg 80 Familien in Mainflingen und Zellhausen lebten, wurden am Ende des Krieges nur noch acht gezählt. Die Siedlungen waren zur Hälfte abgebrannt und auch der Rest vollkommen verwahrlost.

In dieses verarmte und verwüstete Land wanderten nun die Stammväter vieler Familien ein. Die kamen aus der näheren und weiteren Umgebung.

Im Jahr 1700 wird erwähnt, dass der Zehnte dem Grafen Schönborn in Heusenstamm zukommt und in eine Tilgungsrente umgewandelt wird. Die Steuerheberegister erhalten schon eine stattliche Zahl von Steuerzahlern.

Unsere Ahnen pflanzten 1743 die ersten Kartoffeln, sie forsteten Tannenäcker auf und man fing an, Torf zu stechen. Der Lohn für solche Arbeit war pro Woche zwei Gulden.

Kriegsschauplatz war unser Gebiet am 27. Juni 1743. Die so genannte Schlacht bei Dettingen - eine Episode des Österreichischen Erbfolgekrieges - ließ hier Truppen der Franzosen von unserer Seite auf die der Engländer und Österreicher, die auf der anderen Seite des Flusses marschierten, aufeinander prasseln.

Die Bürger unseres Ortes mussten bei dieser Schlacht Vorspanndienste leisten. Erst Ende des 18. Jahrhunderts konnten die Abhängigkeiten durch Ablösung der Leibeigenschaft von Kurmainz beendet werden.

Stattliche Beiträge mussten unsere Vorfahren aufbringen, um sich von allen Belastungen der Abteien, Klöster, Kirchen usw. zu befreien. In den Kriegen des 19. Jahrhunderts mussten immer wieder Mainflinger und Zellhäuser ihr Leben lassen.

Der Bruderkrieg zwischen Österreich und Preußen im Jahr 1866 machte unser Gebiet wieder zum Schauplatz der Auseinandersetzung. Die Truppen mussten versorgt werden. Der Schaden hielt sich jedoch in Grenzen.

Sowohl der Krieg gegen Frankreich als auch der Erste Weltkrieg forderten ihren Tribut. Beim Ersten Weltkrieg musste die gesamte männliche Einwohnerschaft vom 18. Lebensjahr an einrücken. 85 Tote und über 100 Verwundete waren das Ergebnis dieser unbegreiflichen Auseinandersetzung.

Weltwirtschaftskrise und "Hitler-Deutschland" sind die nächsten Situationen unserer wechselvollen Geschichte. Arbeitslosigkeit und die damit verbundenen sozialen Spannungen hatten auch hier ihre Auswirkungen. Die Gemeindekasse musste vielen Familien Wohlfahrtsunterstützung zahlen.

Wertvoller Wald der Gemeinde wurde zwangsweise abgeholzt und dort, wo heute die Antennenmasten der Deutschen Bundespost stehen, wurde ein so genannter Fliegerhorst, ein Militärflughafen, errichtet. Im umliegenden Waldgelände wurden Bunker für Munition, Bomben und sonstiges Kriegsgerät gebaut. Noch heute finden wir die Bunker als Zeugen aus jener traurigen Vergangenheit. Damals begann auch die Firma Bong die Tannenäcker aufzukaufen, die Eisenbahn wurde gebaut, und wir verloren Wald für die Autostraße von Frankfurt nach Nürnberg. Der Zweite Weltkrieg hat wieder viele Opfer unter der Bürgerschaft gefordert. Mit dem Einmarsch der amerikanischen Truppen im März 1945 war dieses traurige Kapitel unserer jüngeren Geschichte beendet. Nun begann der Wiederaufbau und hierbei als wichtigste Aufgabe die Eingliederung der in die Hunderte zählenden Flüchtlinge und Heimatvertriebenen. Obwohl die Einheimischen kaum selbst zu essen hatten, wurden Wohnungen und das Nötigste zur Verfügung gestellt.

Heute kann gesagt werden, die Eingliederung der vielen Neubürger ist gelungen. Mit neuem Baugelände wurden Siedlungschancen eröffnet, die weitgehend genutzt wurden. Der Bürgerfleiß und die Eigeninitiative ließen in der schweren Nachkriegszeit ansehnliche Ortschaften entstehen. Straßen, Bürgersteige, Wasser- und Stromversorgungsleitungen sowie Kanalrohre mussten gebaut und verlegt werden, damit die Wohn- und Gewerbegebiete ver- und entsorgt werden konnten.

Darüber hinaus wurden Gemeindewohnblöcke, Feuerwehrgerätehäuser, Bürgerhäuser und Schulen gebaut. Viele Millionen Mark mussten investiert werden, um diese Entwicklung zu vollziehen.

Aufgebracht wurde dieses Geld von den Bürgern, der angesiedelten einheimischen Industrie und dem Gewerbe. Hinzu kamen Zuschüsse von Bund, Land und Kreis. Mainhausen ist heute eine moderne Wohngemeinde mit Gewerbe und Industrie.

Ende des Jahres 2020 wurden 9.526 Einwohner gezählt. In den vergangenen Jahren war das Ortsbild aufgrund von neuen Baugebieten, privaten und öffentlichen Baumaßnahmen, zahlreichen Änderungen unterworfen. Aufgrund der gestiegenen Einwohnerzahlen werden weitere Kinderbetreuungseinrichtungen erforderlich. Derzeit in der Planung ist eine neue Kindertagesstätte im Neubaugebiet Mainfächer.

Um die Wasserversorgung und die Abwasserentsorgung zu gewährleisten, wurden Investitionen in Millionenhöhe getätigt und sind auch in erheblichem Umfang noch durchzuführen. Mit der Fertigstellung der Mainbrücke wurde Fußgängern und Fahrradfahrern aus Hessen und Bayern neue Möglichkeiten der Freizeitgestaltung eröffnet.

Um dem demografischen Wandel Rechnung zu tragen, wurde im Jahr 2005 in dem Gebäude der Wohntreff Mainhausen GmbH, einer der Gemeinde Mainhausen gehörenden Gesellschaft, ein Seniorenpflegeheim eröffnet. Im Herbst des Jahres 2014 wurde in unmittelbarer Nachbarschaft eine Seniorenwohnanlage und die neue Gemeindebücherei bezogen.

Nach der Fertigstellung des Neubaugebietes Mainfächer sind hier zahlreiche Ein- und Mehrfamilienhäuser entstanden. Mit der Platzierung eines Nahversorgers, der Planung einer neuen Kindertagesstätte und dem sich derzeit im Bau befindlichen Haus der Caritas für ein weiteres Angebot für Betreutes Wohnen, wird die Gestaltung des Neubaugebietes im Ortsteils Mainflingen in naher Zukunft abgeschlossen sein. Die Erschließung des Neubaugebietes im Ortsteil Zellhausen (Zellhausen-Süd) ist derzeit in der Planung.

Käthchen Paulus

Käthchen Paulus wurde am 22. Dezember 1868 in Zellhausen geboren. Sie war Deutschlands erste und dritte Frau der Welt, die mit einem Fallschirm aus einem Ballonkorb absprang; Ballonfahrerin mit über siebenhundert Ballonaufstiegen; Erfinderin des ersten brauchbaren Paketfallschirms, der heute noch in der Luftfahrt Verwendung findet. Am 26. Juli 1935 verstarb sie in Berlin.